Zachary Scott, Robert Beatty, Naomi Chance, Arthur Lane, Kay Kendall
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Der britische Pilot Nick Talbot (Robert Beatty) lässt sich von drei blonden Frauen in einem Cabriolet zum Flughafen fahren, was sein US-amerikanischer Kollege Richard Vaness (Zachary Scott) mit eher säuerlicher Mimik vom Fenster des Büros der Flugkontrolle beobachtet. Als Nick in Uniform und mit einer sorgsam als Geschenk verpackten Orchidee durch die Tür kommt, erklärt ihm Vaness, dass sein heutiger Flug, bei der er eine De Havilland DH.89 Dominie auf die Kanalinseln zurückfliegen soll, wegen schlechten Wetters ausfallen werde. Talbot lässt sich nicht davon aber nicht beeindrucken und beharrt darauf zu fliegen. Er geht soweit, Richard Vaness damit zu drohen, dessen Hang zu lediglich Sekunden dauernden Synkopen gegenüber ihrem Arbeitgeber Boyd Spencer (Arthur Lane) öffentlich zu machen. Der Amerikaner ist sichtlich betroffen, muss aber die Waffen strecken und Nick Talbot mit seiner Orchidee für die hübsche Alexia LaRoche (Kay Kendall) von dannen ziehen lassen. Er beobachtet vom Fenster aus, wie Nick Talbot in dem zweimotorigen Doppeldecker der Boyd Spencer Airline, London, abhebt und dem stark bewölkten Himmel entgegenfliegt. Als er in der Höhe das erste Donnergrollen eines nahenden Gewitters vernimmt, wird Vaness nervös. Von den Kanalinseln ruft ihn Boyd Spencer an und scheint überrascht zu erfahren, dass Talbot tatsächlich geflogen sei. Am Abend ist der Pilot 80 Minuten überfällig, und der Fernmeldeleiter (Darcy Conyers) bekommt per Funk keine Verbindung zu ihm…
“I've had too much of attic rooms and runs in my stocking and ten cent bar loungers trying to paw me to death not to know what I want out of life.” Ich schätze Zachary Scott, den Hollywood-Star solcher Kooperation der britischen Hammer Film Productions mit dem US-Studio Lippert Films. In Edgar G. Ulmers Ohne Erbarmen (USA 1948) und Joseph Lerners Guilty Bystander (USA 1950), seinerzeit Flops und heute geachtete Film-Noir-Klassiker, hatte Scott ebenfalls in Hauptrollen agiert. Zugleich mag ich Robert Beatty (Ausgestoßen, UK 1947), der am Ende seines Lebens auf 50 Jahre in Film und Fernsehen Großbritanniens zurückblicken konnte, in den 50ern jedoch auf B-Produktionen abonniert blieb. Mit Kay Kendall, Colin Tapley und Harold Lang sind weitere Darsteller vertreten, die den Brit Noir der ersten Hälfte der 50er aufwerteten. Terence Fisher war bei der Hammer Film Productions ein Regisseur, der sich zu profilieren wusste und einigen der mit schmalem Budget gedrehten Film-Noir-Dramen, die während der McCarthy-Ära in den USA auf Hollywood-Stars setzen konnten, eine Handschrift angedeihen ließ. Sein Murder By Proxy / Black Out (UK 1954) mit Dane Clark und Belinda Lee zählt für mich neben Richard Vernons Der Vampyr von Soho (UK 1953) – kein Horror sondern ein Film Noir – zu den besten Produktionen, die aus der Zusammenarbeit von Hammer und Lippert hervorgingen. Zu guter Letzt beruht Wings Of Danger / Dead On Course, letzterer der US-Titel des Films, der im März 1952 in Los Angeles seine Premiere feierte, auf einem Kriminalroman des britischen Kriminalschriftstellers Elleston Trevor alias Trevor Dudley-Smith. Unterm Pseudonym Mansell Black hatte er mit Dead On Course (EA 1951) sein erstes von (bis 1954) vier Büchern über den Piloten Richard Vaness vorgelegt. Aber die von Autor John Gilling (The Voice Of Merrill, UK 1952) fürs Kino adaptierte Geschichte ist zumindest in solcher Drehbuchfassung ein langweiliger und inkohärenter Mumpitz, den keiner der Beteiligten vor oder hinter der Kamera zu retten vermochte.
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© VCI Entertainment
"Wings of Danger is a simple mystery story that tries to be more by piling on convoluted subplots. It's too much for the thin story to bear, and (…) by the time it gets to the end, most viewers won't care”, fasst Steve Miller für Shades Of Grey zusammen. Demgegenüber gibt es manches, was sogar im Kern der Geschichte absurd anmutet. Statt für die Fluglinie Boyd Spencer Airline, die ihn als Piloten anstellte, zu arbeiten, führt Richard Vaness auf den Kanalinseln – Warum hält er sich dort überhaupt auf? – in einem Hotel, wo mit Avril Talbot (Naomi Chance) Nick Talbots Schwester und Richard Vanesses Verlobte haust, ein unbeschwertes Privatleben. Gegenüber seinem Chef ist er aggressiv und ausfallend; auch die Rolle und der Status von Alexia LaRoche bleiben unklar. Richard betätigt sich als Privatschnüffler, Boyd Spencer sitzt im Büro herum. Irgendwelche Handlanger versuchen Avril, um den guten Ruf des vermissten Nick besorgt, zu erpressen, etc. pp. Nichts davon ist zwingend, kaum etwas ergibt Sinn. Zachary Scott endete großteils beim Fernsehen, trat jedoch mit Man In The Shadow / Violent Stranger (UK 1957) nochmals in einem britischen Film Noir in Erscheinung, bevor er 1965 mit 51 Jahren an einem Hirntumor starb. Kay Kendall heiratete Rex Harrison, doch mit nur 32 Jahren starb sie 1958 an Leukämie. Terence Fisher übernahm die Regie von Dracula (UK 1958) und verhalf der Hammer Film Productions damit zu kommerziellem Erfolg und zu ihrem Markenzeichen.
Wings Of Danger / Dead On Course erschien unterm US-Titel bei VCI Entertainment in den USA als DVD (2009, weltweit abspielbar) und zwar als Hammer Film Noir Double Feature, Vol. 4 mit Das Gangster-Syndikat (UK 1953) als zweitem Film. Die Bild- und Tonqualität ist allemal gut, der englische Originalton kommt ohne Untertitel aus, und das Ganze gibt es ungekürzt im Originalformat. Ein Vorteil der 3-DVD-Box, des sogenannten Collector’s Set Vol.2 der als Hammer Film Noir betitelten VCI-Edition: Man erhält gleich acht obskure B-Filme (1952 bis 1954) auf insgesamt vier DVDs.













