Richard Basehart, Marilyn Maxwell, Signe Hasso, Dorothy Hart, Joseph Pevney
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© Universal-International Pictures Inc.
Im Eastern State Penitentiary (ESP), dem ältesten Gefängnis in Philadelphia, Pennsylvania, ist der heute 29-jährige Larry Nelson (Richard Basehart) seit 15 Jahren in Haft, nachdem er als Jugendlicher im Streit den Wärter einer Besserungsanstalt tötete. Noch immer ist er überzeugt, dass es ein Unfall war, aber ihm als aufsässigem Jugendlichen damals niemand Glauben schenkte. Ohne einen Grund zu nennen, verlangt der Gefängnisdirektor nach ihm, und ein Wärter führt Nelson direkt in dessen Büro. Nelson, der sein halbes Leben lang in Haft lebt und eine Stelle als Krankenpfleger innehat, ist bei seinen Mitgefangenen und beim Gefängnispersonal beliebt. So freut den Direktor ihm mitzuteilen, dass sein Gnadengesuch Gehör fand und er in Kürze in die Freiheit entlassen werde. Larry Nelson ist verunsichert, hat er in der Welt vor den Toren doch weder Familienangehörige noch Freunde. Am Abend hat er Dienst in der Krankenstation und plaudert mit Timmons (Joseph Sweeney), einem bettlägerigen Patienten, über das Leben in Freiheit. Letzterer ist erstaunt, wie wenig der junge Mann darüber weiß, vor allem über die Frauen… Bei seiner Entlassung erhält Nelson die Summe von 672 US-Dollar ausbezahlt, für die er 15 Jahre arbeiten musste. Der Gefängnisdirektor persönlich begleitet ihn bis zum Tor und gibt ihm zudem ein Empfehlungsschreiben für Dr. Fletcher vom Philadelphia State Hospital mit auf den Weg…
“Larry, I've got a million bucks. The stuff people lie and cheat and kill and die for.” Der Ex-Häftling Larry Nelson strauchelt durch sein Leben in Freiheit, lernt sofort die rauen Seiten der Großstadt Philadelphia kennen, ihre gehässigen Menschen - deren Gier, Missgunst und Verführung. Als er sich verabschiedet und mit nichts als seinem Koffer aufs Land hinauszieht, kommt er nach Jewel Lake, Pennsylvannia, einer Ortschaft mit 3200 Einwohnern. Zu dem Zeitpunkt sind bereits 20 Minuten der Spielzeit vergangen, und Larry hat aus der Zeitung erfahren, dass der ihm aus dem Gefängnis bekannte Gangster Jack Bernard (John Hoyt) am helllichten Tag einen gepanzerten Geldtransporter überfiel und dabei dessen Fahrer und zwei bewaffnete Wärter getötet wurden. Bernard und seine Spießgesellen erbeuteten 1 Million US-Dollar und sind flüchtig. All das interessiert Nelson herzlich wenig. Stattdessen fängt er im Jewel Lake Sanatorium für Tuberkulosepatienten als Laborassistent an. Zugleich ist er damit auch Krankenpfleger und Hausmeister, wie Dr. Stewart (Harry Antrim) ihm bereits bei seiner Einstellung mitteilt. Im Nu werfen die hübschen Krankenschwestern Charlotte Maynard (Marilyn Maxwell) und Ann Taylor (Dorothy Hart) ein Auge auf den jungen Mann, der sich mit seiner Unbeholfenheit und mit seinen Manieren aber schnell in turbulente Fahrwasser begibt. Als Jack Bernard unter falschem Namen in das Sanatorium eingeliefert wird und Nelson ein Angebot unterbreitet, gerät letzterer in eine Zwickmühle… Im Ganzen ist das kein übler Film, dessen Antiheld allerdings nur wenige der für eine solche Figur signifikante Eigenschaften aufweist. Larry Nelson erweist sich vielmehr als abgeklärt, bescheiden und bodenständig. Interessanter als er ist die Besetzung: Harry Morgan, Joseph Pevney, John Hoyt, Dorothy Hart, Signe Hasso, Paul Dubov und Frank Gerstle sind noch nicht mal alle der hier vertretenen Charakterdarsteller des klassischen Film Noirs. Vor allem sie weiß der Cineast der Filmklassik schließlich zu schätzen.
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© Universal-International Pictures Inc.
“It has too much brotherly love for a bona fide film noir, but it offers a rare glimpse at the mid-century streets of one of America’s great cities, and it serves up plenty of what crime and noir fans get jazzed on”, schreibt Mark Fertig für Where Danger Lives über Crane Wilburs Film Noir Outside The Wall, und er liegt damit richtig. Das ist alles andere als ein schlechter Film, aber herausragend ist er ebenso wenig, zumal er im Mittelteil durchhängt, und erst in den letzten 30 Minuten in Schwung kommt. Als Film-Noir-Dramen über einen ex-Häftling, der/die in einem Leben (in den USA) wieder Fuß zu fassen hofft und dabei bis zum Hals in Schwierigkeiten gerät, sind Frank Tuttles Der Todesreifen / Ein gefährlicher Rivale (USA 1946), Tay Garnetts Im Netz der Leidenschaften / Die Rechnung ohne den Wirt (USA 1946), Jack Bernhards The Hunted (USA 1948) oder Phil Karlsons Der vierte Mann (USA 1951) nach meiner Einschätzung einfach besser. Dennoch beweist Crane Wilburs Outside The Wall den für eine solche Produktion der Universal-International Pictures typischen Unterhaltungswert und punktet obendrein mit der stets unterschätzten Dorothy Hart in einer zentralen Rolle. Folglich wird ein Freund der Filmklassik kaum einen Grund finden sich über den Film zu ärgern, welcher andererseits kein Muss ist.
Crane Wilburs Outside The Wall ist in der 3-BD-Box Film Noir: The Dark Side Of Cinema XII (2023) beinhaltet und zwar in einer via Kino Lorber (USA) bild- und tontechnisch hochwertigen 2K-Restauration, ungekürzt im Originalformat mit englischem Ton inklusive optional englischer Untertitel. Die anderen Filme in der Box sind William Castles Tödlicher Sog (USA 1949) und Hugo Haas‘ Hold Back Tomorrow (USA 1955). Als Bonus für Outside The Wall gibt es einen exquisiten Audiokommentar von Alan K. Rode.