Main Street After Dark

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Main Street After Dark
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1945
Darsteller

Edward Arnold, Selena Royle, Tom Trout, Audrey Totter, Dan Duryea

Regie
Edward L. Cahn
Farbe
s/w
Laufzeit
57 min
Bildformat
Vollbild

 


 

© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

In einer Wohngegend mit Einfamilienhäusern bringt der Postbote (Norman Leary) an einem sonnigen Tag ein Telegramm zu Abby Dibson (Selena Royle), die versucht ihre Schwiegertochter Jessie Belle (Audrey Totter) zum Öffnen der Haustür zu bewegen, doch jene wäscht sich die Haare. Eingangs späht “Ma“ Dibson durch den Türspalt, doch als sie den Boten erkennt, nimmt sie das Schreiben entgegen. Es herrscht freudige Aufregung, als sie sowohl ihrem Sohn Posey (Dan Duryea) als auch Jessie Belle mitteilt, dass ihr Ältester namens Lefty (Tom Trout) nach drei Jahren in Haft aus dem Gefängnis entlassen und nach Hause kommen wird. Aber im Nu herrscht Streit darüber, wer Lefty seine Spaghetti kochen darf, da die Mutter das Zubereiten der Sauce für sich beansprucht, worauf Jessie Belle, Leftys Ehefrau, eingeschnappt ist. Auch Posey, der Krankheit und Schwäche simuliert, um sich auf die faule Haut zu legen, findet es grotesk, dass Lefty “offiziell“ von der Arbeit auf einer Ölplattform heimkehre. Noch mehr Aufregung herrscht, als die 17-jährige Rosalie (Dorothy Morris) aus der Schule zurückkehrt und aufgebracht ist, da sie im Sportunterricht mit einer Klassenkameradin in einen Streit geriet. Letztere behauptete, sie habe ihre Armbanduhr gestohlen. Gegenüber “Ma“ Dibson bestreitet Rosalie den Verdacht; später holt sie die Uhr aus ihrer Tasche. Allemal lebt die Familie vom Diebstahl, rauben sie doch unter Führung der Mutter im Rotlichtviertel der Hafenstadt Nacht für Nacht die Matrosen der Kriegsmarine aus…

 

Es ist eine nicht gerade gewöhnliche Geschichte, die in solcher B-Produktion der Metro-Goldwyn-Mayer Studios verfilmt wurde - die eines aus dem Gefängnis entlassenen Heimkehrers, der in eine von der Mutter geführte, kriminelle Familie zurückkehrt. Zumal es eben keine Kriminalkomödie ist, sondern auf die Rivalität zwischen dem Ältesten und jener übermächtigen Mutter hinausläuft, welche die illegalen Aktivitäten der Familie in einem überschaubaren Rahmen zu halten sucht. Aber Lefty Dibson hat Ambitionen und möchte seiner Frau Jessie Belle und der Familie ein anderes Leben als ein solches auf Grundlage der Verführung betrunkener Matrosen in schmierigen Tanzlokalen und Absteigen bieten, wozu Jessie Belle und Rosalie sich jeweils hergeben müssen. Ein gewisser Keller (Hume Cronyn), Inhaber einer Pfandleihe und Hauptabnehmer des Diebesguts der Dibsons, unterstützt Lefty bei seinen Vorhaben, versorgt ihn in eigenem Interesse erst mit Geld und schließlich mit Waffen… Was auf dem Papier nicht übel klingt, missrät der Produktion zunehmend, da der vermeintliche Film Noir, als welches das Werk posiert, zu guter Letzt auf die im Finale und in der Schlusssequenz ebenso banal wie fade inszenierte und für MGM doch typische Botschaft “crime doesn’t pay“ zurückgestutzt wird. Dafür sorgt hinter der Kamera Regisseur Edward L. Cahn, ein Garant für lausig und kostengünstig in Szene gesetzte Unterhaltung, und als Darsteller Edward Arnold in der Rolle des vierschrötigen Police Lieutenant Lorrgan. Letzterer ist einer der fürs US-Kino der Zeit so typischen, grantig-gutmütigen Vaterfiguren mit dem Herz auf dem rechten Fleck und einem Adlerauge für Recht und Unrecht – ein bürgerlicher Heldentypus aus dem Lehrbuch, der rund um die Uhr im Dienst und bis ins Mark rechtschaffen ist. Mit ihm als Spielmacher eiert Main Street After Dark auf einen Showdown zu, der wie aus einem drittklassigen Gangsterfilm der 30er Jahre anmutet und so altbacken wie zuletzt auch langweilig daherkommt.

 

© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

Im Vergleich mit Produktionen von Paramount Pictures Corp. oder der Warner Bros. Pictures, Inc. wirken Werke der Metro-Goldwyn-Mayer Studios Mitte der 40er Jahre häufig angestaubt. Letzteres ist vor allem auf die von Studioboss Louis B. Mayer vorgegebene, strikt konservative Linie zugunsten komödiantischer oder romantischer Stoffe zurückzuführen, darin die wenigen Ausflüge ins Genre des Kriminaldramas zugunsten einer klaren Trennung von Gut vs. Böse und damit im Dienst spießbürgerlicher Moral enden mussten. Solch zutiefst biedere Haltung zeigt sich hier in dem seinerseits idealtypischen Papa-Cop Lieutenant Lorrgan und dem von ihm gesprochenen Epilog: “Well, ladies and gentlemen, that’s our story. Primarily the story of pathecically misdirected energy.“ Tja, wenn es doch nur so einfach wäre! Im gleichen Jahr drehten Edgar G. Ulmer Detour (USA 1945), Michael Curtiz Solange ein Herz schlägt (USA 1945), Fritz Lang Straße der Versuchung (USA 1945) und Montgomery Tully Murder In Reverse? /Query (UK 1945). Warum sich also Main Street After Dark anschauen? Tja, mir fällt außer den hier verschwendeten darstellerischen Leistungen Dan Duryeas, Audrey Totters und Hume Cronyns auch nichts ein, was dafürspräche. Fazit: Vollends überflüssig.

 

Bis heute (2025) gibt es von Main Street after Dark  weltweit noch keine BD oder DVD-Edition, der in einigen Online-Portalen als ein Fernseh- bzw. Videomitschnitt zur Verfügung steht, ungekürzt und im Originalformat, allerdings in einer Fassung von miserabler Bild- und Tonqualität und auch ohne Untertitel.

 


 

Film Noir | 1945 | USA | Edward L. Cahn | Dan Duryea | Edward Arnold | Hume Cronyn | John Kellogg | Ray Teal | Wally Cassell | Audrey Totter

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