Armand Assante, Sherilyn Fenn, Kate Nelligan, Sean Young, Christopher McDonald
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© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Los Angeles, Kalifornien: Auf einem direkt am Pier und damit an der Brandung des Pazifiks gelegenen Rummelplatz stolziert in der Dunkelheit eines Sommerabends die hübsche Lola Cain (Sean Young) in einem Kostüm der 50er allein über die feuchten Planken. Zeitgleich sind die LAPD Police Detectives Ned Ravine (Armand Assante) und Arch (John Witherspoon) vor Ort, um dem flüchtigen Kriminellen Milo Crumley (Blake Clark) aufzulauern, dessen Kommen Ravine aus logischen Gründen für gesichert hält. Der Ganove müsse nach all den Banküberfällen das Geld schließlich irgendwo ausgeben, und der Rummelplatz sei einer der letzten Orte, wo man Bargeld akzeptiere. Zugleich hält Ravine dem Kollegen einen Vortrag über die geheimnisvolle Spezies der Frau, die er in zwei Kategorien einteilt. Während Lola Cain angespannt zuhört, hat Arch nur etwas für seine Nachos übrig, die besten außerhalb von Detroit, Michigan, und hält Ravines Ausführungen für Unsinn. Beide haben nicht mitbekommen, dass auch Milo Crumley, eine Strumpfmaske über dem Kopf und ein Waffeleis in der Hand, sie kurzzeitig belauschte und, als er erkennen musste, dass es um ihn geht, sich wieder verflüchtigte. Arch macht sich auf den Weg, um eine weitere Portion Nachos zu erwerben. Lola fragt den zurückgebliebenen Ned Ravine nach “a light“, woraufhin der eine Taschenlampe hervorzieht und in ihre Handtasche leuchtet. Als sie daraufhin Streichhölzer erwähnt, zeigt er ihr seine Schachtel und erklärt, dass er nicht noch mehr bräuchte…
Anfang der 80er kam mit Carl Reiners liebevoller und leichtfüßiger Hommage an den klassischen Film Noir unter dem Titel Tote tragen keine Karos (USA 1982) die vielleicht beste Persiflage des Filmstils überhaupt ins Kino. Zahllose Szenen aus Hollywoodklassikern der 40er und 50er Jahre waren kunstvoll in die ebenfalls in Schwarzweiß gedrehte Haupthandlung einmontiert, und lange vor Nutzung computergestützter Manipulationen fügte sich das fast nahtlos in eine pointierte, mit viel Witz und Herzblut realisierte Kriminalgeschichte. Mit Steve Martin und Rachel Ward exzellent besetzt und von Michael Chapman (Taxi Driver, USA 1976) kunstvoll auf Zelluloid gebannt, erwies sich die unaufwändige Produktion im Zug der seit 1975 populären Film-Noir-Komödien als deren krönender Abschluss. Angesichts einer Erfolgsserie von Erotic-Thrillern, die seit den 80er Jahren den US-amerikanischen Neo Noir prägten, kehrte Autor und Regisseur Carl Reiner elf Jahre später zu einer Persiflage zurück. Lawrence Kasdans Heißblütig -Kaltblütig / Eine heißkalte Frau (USA 1981), Adrian Lynes Fatal Attraction (USA 1987), Joseph Rubens Der Feind in meinem Bett (USA 1991), Martin Scorseses Kap der Angst (USA 1991), natürlich Paul Verhoevens Basic Instinct (FRA/USA 1992) und auch Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944), Blaupause für fast alle von dunklen Begierden aufgeheizten Film-Noir- und Neo-Noir-Thriller der US-Filmgeschichte, waren erkennbar die Vorlagen zu Carl Reiners Komödie Fatal Instinct, die in Deutschland unterm grauenhaften Titel Allein unter Idioten ins Kino kam und unter dem völlig sinnfreien Crazy Instinct später auf DVD erschien. Allerdings fällt das zuletzt kaum ins Gewicht, denn der Pennälerhumor des Films erweist sich als unfassbar flach und dröge. Statt subtiler Ironie und feinen Spitzen gibt es hier ausschließlich extrem dümmlichen, altbackenen Klamauk. Die Witze, allzu offensichtlich von David Zuckers Erfolgskomödien Die nackte Kanone (USA 1988) und Die nackte Kanone 2 ½ (USA 1991) inspiriert, zünden nie und nimmer. Ich musste kein einziges Mal lachen. Nicht einmal.
"Armand Assante (…) is one of the best movie actors of his generation. But he isn’t very funny in “Fatal Instinct.” Why not? I dunno“, schieb Roger Ebert einst für die Chicago Tribune, der mit solcher Parodie aus der Feder David O’Malleys ebenso wenig wie ich selbst anfangen konnte. Vielleicht liegt hier das Problem: für Tote tragen keine Karos (USA 1982) schrieb Carl Reiner das Drehbuch selbst. Hier griff er mit David O’Malley auf einen Autor zurück, der schon während der 80er in Film und Fernsehen kein einziges Mal positiv aufgefallen war. Neben Armand Assante spielen auch Sherilyn Fenn, Sean Young und Kate Nelligan höchst engagiert. Aber was und wem nützt das, ist wie im vorliegenden Fall das Skript schlicht eine Katastrophe. Und noch etwas ist auffällig. Wer die oben genannten Neo Noirs ihrer Zeit nicht kennt, wird mit Crazy Instinct womöglich noch weniger anfangen. Anders gesagt: Das Werk, tief im Kontext der Ära seiner Entstehung verwurzelt, altert schlecht. Fazit: Trotz seines Ensembles ist das hier auf keinen Fall zu empfehlen. In solcher Parodie auf den Neo Noir gibt es nichts zu lachen, nicht mal was zu schmunzeln. So peinlich verkrampft und lächerlich infantil geriet einem damals 70-jährigen Carl Reiner sein vorletzter Spielfilm, dass es einem um die Beteiligten nur leidtun kann. Komplett missglückt!
Es gibt unterm Titel Crazy Instinct eine sehr gute deutsche DVD-Ausgabe (2004) der MGM Home Entertainment GmbH, die den Film ungekürzt präsentiert, bild- und tontechnisch einwandfrei im Originalformat. Neben dem original englischen Ton gibt es wahlweise auch Tonspuren auf Deutsch, Französisch, Spanisch oder Italienisch, dazu optional Untertitel auf Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Dänisch, Griechisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, den Kinotrailer als Extra.