Michael Caine, Angie Dickinson, Nancy Allen, Keith Gordon, Dennis Franz
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New York: Ehefrau und Mutter Kate Miller (Angie Dickinson) steht unter der Dusche, während ihr Mann Mike (Fred Weber) sich vor dem Waschbecken stehend im Spiegel betrachtet und dabei rasiert. Kate sieht ihren Mann und massiert sich mit einem Seifenstück erst die Brüste, dann die Vagina, offensichtlich darum bemüht, sich selbst zu erregen. Mike Miller bemerkt scheinbar nichts, als plötzlich ein Unbekannter sie von hinten ergreift und zu vergewaltigen beginnt. Kate schreit, aber ihr Mann hört sie nicht und fährt fort sich zu rasieren, indessen die Glastür der Duschkabine von innen beschlägt… Während bereits der Radiowecker lief, hatten Kate und Mike heute früh tatsächlich miteinander geschlafen, doch war Kates Erregung in Anbetracht seiner drögen Routine beim Liebesspiel nur gespielt gewesen. Nach dem Orgasmus hatte er sich gleich davongestohlen und sie hatte über den Flur die Geräusche der Dusche vernommen... Bereits angezogen geht Kate zu ihrem Sohn aus erster Ehe, Peter (Keith Gordon), in dessen Arbeitszimmer. Jener bereitet sich mit einem Lötkolben zur Hand hinter einer technischen Apparatur auf die New York Science Championship vor. Kate erinnert ihn daran, dass er mit ihr ins Kunstmuseum gehen müsse, wie es vereinbart sei. Danach wollten sie sich mit Mike und seiner Großmutter zum Mittagessen treffen. Peter wimmelt seine Mutter jedoch ab. Er habe keinerlei Zeit und müsse den Tag durcharbeiten. Also fährt sie per Taxi allein zu Dr. Robert Elliott (Michael Caine), ihrem Psychotherapeuten…
“Why don't you just talk about it? I'm sure it's not as bad as you think.” – “It's very bad. And you're talking to an expert on bad.” Ich bin kein Freund des Kinos von Brian De Palma und zwar nicht, weil ich ihn für einen per se schlechten Autor oder Regisseur hielte, sondern weil ich zu viele Filme von ihm sah, die ich als höchstens mittelprächtig, mitunter als unterdurchschnittlich einstufe. Einige seiner Neo Noirs, so etwa Schwarzer Engel (USA 1976), Der Tod kommt zweimal (USA 1984), Femme fatale (FRA 2002) oder Black Dahlia (USA 2006) fand ich qualitativ bescheiden und das gleich in mehrfacher Hinsicht. In dem seinerzeit erfolgreichen Thriller Dressed To Kill, der auch in Deutschland unterm Originaltitel im Kino lief, zitiert De Palma einmal mehr sein Vorbild in der Kinogeschichte, den britischen Regisseur Alfred Hitchcock. Genaugenommen ist der stilbildende Klassiker Psycho (USA 1960) hier die Quelle der Inspiration. Die Art und Weise, wie De Palma seine Zitate in die Filmhandlung einstreut, ist für jeden Cineasten allerdings ein Genuss und nicht ansatzweise epigonenhaft. Ob im Kunstmuseum, in der New Yorker U-Bahn oder in der Duschkabine: der Autor und Regisseur gestaltet seinen Film unterhaltsam und vor allem spannend. Dazu trägt nicht zuletzt die hochkarätige Besetzung bei. Obgleich Nancy Allen, zu dem Zeitpunkt Brian De Palmas Ehefrau, nicht die talentierteste Darstellerin ist, erscheint sie für die Rolle des Callgirls Elizabeth Blake, die Zeugin eines Mordes und vom Mörder gejagt wird, die perfekte Wahl. Angie Dickinson und Michael Caine agieren auf höchstem Niveau: er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 47 und sie 49 Jahre alt, beide mit 25 Jahren Schauspielerfahrung in Film und Fernsehen. Herausragend ist auch der deutschstämmige Kameramann Ralf D. Bode (Chicago Blues, USA 1987), der dem Film den ihm gebührenden Stil angedeihen lässt und dessen bewegliche Kamera nicht wenig zur Dynamik der Geschichte beiträgt.
Zwanzig Jahre zuvor hatte Hitchcocks Psycho (USA 1960) in der Filmwelt für einige Aufregung gesorgt, denn der in Realzeit (ca. 2 Minuten) gefilmte Mord an Marion Crane (Janet Leigh) unter der Dusche des Bates Motel war trotz (oder gerade wegen) der Nutzung von Schwarzweiß für viele Kinobesucher schlicht eine Zumutung. Hitchcock läutete ein neues Zeitalter des Thriller-Kinos ein, und interessanterweise zeigt sich Brian De Palma in seinem Neo Noir ähnlich provokant und hemmungslos. Der erste Mord in einer Fahrstuhlkabine, der nach etwa 35 Minuten im Film stattfindet, ist ebenso exzellent inszeniert wie zugleich blutig und hart. Weniger aber die Gewalt als die zu Beginn des Films frank und frei gezeigten erotischen bzw. sexuellen Haltungen und Handlungen waren es, die das US-amerikanische Publikum seinerzeit brüskierten. Aber so wie Psycho (USA 1960) wurde auch Dressed To Kill international zu einem Erfolg. Die ganz große Klasse lässt er allerdings vermissen. Dazu ist die Kriminalgeschichte zu abgedroschen und zu vorhersehbar. Wer halbwegs aufmerksam ist, hat schon nach dem ersten Drittel raus, wer hier mordet, und auch das Warum lässt sich dann erschließen. Spätestens ab der Hälfte wird die Sache damit vorhersehbar. Stylish und halbwegs spannend bleibt der Film dennoch.
Wie fast alle der bekannten Filme Brian De Palmas gibt es Dressed To Kill in einer ganzen Reihe von exzellent editierten und restaurierten Editionen auf BD und auf DVD. Die 3-Disc Limited Collector's Edition (2024) von capelight pictures, Deutschland, in einem Mediabook mit 4K Ultra HD und Blu-ray samt einer Bonus-Blu-ray (inkl. Originalton und wahlweise der deutschen Kinosynchronisation) ist sicher das Non-Plusultra mit einer schier endlosen Listen von Bonus-Features rund um die Produktion und Rezeption des Films. Wer nicht gar so tief in die Tasche greifen will, kann auf die wunderbare BD-Edition von Arrow Video (2013) zurückgreifen, gleichfalls mit reichlich Extras, einer fein gestalteten Bildhülle und ebenfalls mit einem Booklet: all das immer im Originalformat, ungekürzt sowie bild- und tontechnisch herausragend.











