Philip Marlowe, Private Eye - Season 2

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Bewertung
***
Originaltitel
Philip Marlowe, Private Eye - Season 2
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN/USA
Erscheinungsjahr
1986
Darsteller

Powers Boothe, Ken Pogue, Frank Pellegrino, Angelo Rizacos, Robin Givens

Regie
Robert Iscove, Allan King, Martin Lavut
Farbe
Farbe
Laufzeit
318 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Exakt drei Jahre nach Philip Marlowe, Private Eye - Season One (UK/USA 1983), die von den britischen Produktionsgesellschaften David Wickes Television Inc. und London Weekend Television initiiert worden war, wurde die Serie mit Powers Boothe in der Rolle des Privatdetektivs als kanadisch-amerikanische Co-Produktion via Home Box Office (HBO), David Wickes und Vistar Films Corporation und Paragon Motion Pictures fortgesetzt. Sechs Episoden nach Kurzgeschichten Raymond Chandlers wurden mit einer Laufzeit von jeweils etwa 50 Minuten fürs Fernsehen adaptiert.

 

“How low can you sink?“ – “You tell me. You live there.“ Vor und auch in historischen Kulissen waren jene in sich abgeschlossenen Episoden der zweiten Staffel angesiedelt und zwar im ebenso sonnigen wie abgründigen Los Angeles der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, in jener Metropole auch des klassischen Film Noirs. Man war sichtlich bemüht, dem Tonfall Raymond Chandlers und der Atmosphäre der ersten Staffel treu zu bleiben, die in Sachen Atmosphäre gepunktet hatte. Powers Boothe bringt jedoch vergleichsweise mehr Sensibiltät für seinen P.I. ins Spiel, sofern er nicht nur Marlowes harte und abgebrühte Seiten sondern auch dessen Schwächen zum Vorschein bringt. Mit Blick auf ihre Nebendarsteller, ihre Dramaturgie und die Action-Sequenzen kommt die zweite Staffel aber ebenso wenig wie die erste übers gediegene Mittelmaß von TV-Unterhaltung hinaus. Seit 1984 hatte Mickey Spillanes Privatdetektiv Mike Hammer im Serienformat des US-Fernsehen wieder einmal Konjunktur, diesmal von Stavy Keach verkörpert. So wie Hammer, den Raymond Chandler als Romanfigur samt seines Autors Spillane allerdings verabscheute, war auch Philip Marlowe bereits in den späten 50er Jahren als Private Eye des TV-Formats erfolgreich gewesen und zwar mit Philip Carey in der Hauptrolle der gleichnamigen Serie Philip Marlowe (USA 1959-1960).

 

Blackmailer’s Don’t Shoot: Für die Filmgesellschaft Magnus Studios in Hollywood leitet David Bourne (Peter Dvorsky) als Regisseur die Dreharbeiten zum Abenteuerfilm China Gold mit seinem Star und seiner Braut Rhonda Farr (Melody Anderson) in der Hauptrolle. Als Privatdetektiv Philip Marlowe (Powerrs Boothe) sich auf dem Set herumtreibt, ist Bourne außer sich. Marlowe wurde von dem Mobster Lucky Landrey (Allen Royal) angeheuert, dem einstigen Liebhaber der glamourösen Rhonda, der um ihre Sicherheit besorgt zu sein scheint...

 

Sind Vorspann und Titelmusik im Rekurs auf den traditionellen Film Noir der 40er Jahre auch neu, ist man dank der sonoren Stimme von Powers Boothe, wenn sie als Erzähler aus dem Off einige knackige Sätze aus der Feder Raymond Chandlers zitiert, gleich wieder im Universum jenes Privatdetektivs in Schattenzonen des schillernden Los Angeles‘ der 30er Jahre letzten Jahrhunderts. Und sind die Darsteller auch kompetent und die Geschichte so komplex wie zu erwarten, wird am Ende allemal nichts so heiß gegessen, wie es gekocht ward. Das Finale wirkt theatralisch, und auch die romantische Komponente wurzelt letztlich nicht tief, wie Marlowe selbst erkennt.

 

Spanish Blood: Der Privatdetektiv Philip Marlowe ist mit einer Flasche Champagner auf dem Beifahrersitz auf demWeg zur Feier seiner Freunde Belle (Helen Shaver) und Miguel Delaguerra und zwar aus Anlass ihres zehnten Hochszeitstages. Letzterer ist ein hoch angesehener Rechtsanwalt mit Wurzeln in Lateinamerika, weshalb er von Freunden meist “Spanish“ genannt ward, indessen Belle und Marlowe selbst einst mehr als nur Freunde gewesen waren. Dieser Tage will der Jurist in den höheren Etagen der Stadtregierung aufräumen…

 

Neben den kanadischen Nebendarstellern Frank Pellegrino, Helen Shaver und John Vernon ist es auch die Kameraarbeit von Rene Ohashi, die positiv auffällt. Dass die Erzählung mit Charakteren aus der Vergangenheit des Detektivs dem Fall jene spezifisch persönliche Note gibt, ist einerseits ein Plus, wirkt zugleich aber auch willkürlich, da sich solche Freunde eben nur in dieser einen Episode erwähnt finden. Die Auflösung des Falls wirkt eher hanebüchen, auch die eingangs interessante politische Konnotation erweist sich als geradezu beliebig.

 

Pickup On Noon Street: Der afro-amerikanische Inhaber des Bus Terminal Diners auf der Noon Street, Jed Mason (Ardon Bess), beauftragt Marlowe damit, den Mord an seiner Bediensteten Molly Jackson aufzuklären, die wie viele junge Frauen aus der Provinz nach Hollywood kam, um in der Filmindustrie ihr Glück zu versuchen. Als Marlowe mit schlechten Nachrichten bei Jed vorstellig wird, sitzt am Tresen die Farbige Token Ware (Robin Givens), die ebenso wie jüngst Molly im Nachtclub von Trimmer Waltz (Al Waxman) arbeitet…

 

Mit Marlowe im Auftrag einer afro-amerikanischen Klientel, die ebenso wie junge Weiße vom Ruhm und vom Luxus eines Lebens in Hollywood träumt, ist das ein besonderer Fall des Privatdetektivs und eine besondere Episode der TV-Serie. Robin Givens steht Boothe mit ihrem schauspielerischen Talent in nichts nach und die Kameraarbeit Rene Ohashi ist erneut exquisit. Zum Ende hin erweist sich der hartgesottene P.I. in dieser Geschichte für mich persönlich zu sehr als eine Art Robin Hood oder Schutzengel, und es wirkt aufgesetzt.

 

Guns at Cyrano’s: Der junge Boxer Duke Targo (Mark Humphrey) wird anonym bedroht und sein Gönner und Förderer, der reiche, an den Rollstuhl gefesselte und dubiose Geschäftsmann Benny Cyrano (Cec Linder), heuert Philip Marlowe an, um herauszufinden, wer dahintersteckt. Schon beim ersten Besuch des Trainings von Duke Targo lernt Marlowe nicht nur Cyranos Schläger sondern auch des Boxers Freundin Jean Adrian (Roxanne Hart) kennen, die mit Partnerin Viv (Wanda Cannon) in einem Nachtclub Cyranos eine Variétenummer aufführt…

 

Auch diese Episode lässt sich anfnags gut an, zumal P.I. Marlowe keine heiße Spur findet, die Licht und Logik in die vermeintliche Erpressung des Boxtalents Duke Targo brächte. Es sind Umwege, die zum Erfolg führen, und solche sind eines Film Noirs allemal würdig. Zugleich erweisen sich besonders hier die Studiokulissen als billig und nicht alle Darsteller auf der geforderten Höhe. Mit Film-Noir-Veteran John Ireland (Railroaded!, USA 1947) als Gaststar gibt es für den Connaisseur allemal eine Besonderheit zu verzeichnen.

 

Trouble Is My Business: Der steinreiche Unternehmer Henry Jeeter (Ed McNamara) liegt im Schlafzimmer seiner pompösen Villa im Sterben. Seine Schwester Anna (Kate Reid) hat den Privatdetektiv Philip Marlowe ins Haus bestellt, denn Henrys einziger Sohn Jerold Jeeter ist mit der dubiosen Lebedame Harriet Huntress (Jennifer Dale) liiert, die wiederum dem Kreis um den Casino-Betreiber Marty Estel (Paul Hecht) zugerechnet wird. Der spiel- und genusssüchtige Tunichtgut Jerold steht beim stadtbekannten Estel mit 50.000 Dollar in der Kreide…

 

Die Geschichte beginnt im Raymond-Chandler-Ton, verliert jedoch bald an Fahrt, zumal Verfolgungsjagden mit Oldtimern der 30er Jahre weder der Spannung und noch dem Gehalt wirklich zuträglich sind. Jennifer Dale, Kate Reid und Booth Savage sind allesamt gut besetzt, und auch Boothe aka Marlowe lässt im Zentrum all der Ränkespiele nichts zu wünschen übrig, zumal seine Chemie mit Harriet Huntress überaus glaubwürdig daherkommt. Das ist sicher nicht die schwächste Episode der zweiten Staffel der Serie, aber auch keine, die einem in Erinnerung bleibt.

 

Red Wind: Der Wüstenwind bläst durch die nächtlichen Straßen von Los Angeles und Philip Marlowe späht aus dem Fenster, sieht eine hübsche Frau (Linda Griffiths) mit weißem Hut die Straße entlang gehen und verlässt den Cloverdill-Apartmentblock, um ein Bier zu trinken. Auf dem Weg zur Bar rempelt ein Fremder (Ron DeSousa) Marlowe an, den letzterer zu kennen glaubt. Es ist ein gewisser Leon, der den in seinem Wagen sitzenden Frank Barsley (R.H. Thompson) wissen lässt, dass der Roadster seiner Frau ums Eck geparkt sei…

 

“A man like Waldo was born to be murdered.“ Ein letztes Mal genießt der Zuschauer die rasiermesserscharfen Einzeiler aus der Feder seines meisterhaften Autors, denn dies war die letzte jemner 11 Episoden der 1983 und 1986 produzierten TV-Serie um Chandlers Detektiv Philip Marlowe. Über alle Maßen verschachtelt und mit guten Akteuren besetzt, zählt sie im Ganzen zu den besten der Serie und kann doch das Urteil darüber nur um ein geringes maß anheben, denn unterm Strich sind solche Inszenierungen mehr oder minder mittelmäßig. Via IMC Vision gibt es eine englische 2-DVD (2007) mit allen 6 Episoden der zweiten Staffel von Home Box Office (HBO), David Wickes und Vistar Films Corporation und Paragon Motion Pictures, bild- und tontechnisch solide, allerdings nicht brillant, ungekürzt und im Originalformat, dazu die original englische Tonspur ohne Untertitel und ohne jegliche Extras. Eine US-amerikanische Gesamtedition auf DVD enthält zuätzlich die via David Wickes Television Ltd. und London Weekend Television (LWT) gedrehten 5 Episoden von Philip Marlowe, Private Eye - Season One (UK/USA 1983), ist inzwischen jedoch über die Maßen kostspielig.

 


Neo Noir | 1986 | USA | Allan King | Martin Lavut | Robert Iscove | Raymond Chandler | August Schellenberg | John Ireland | John Vernon | Powers Boothe

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