Bullet Scars

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Bullet Scars
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1942
Darsteller

Regis Toomey, Adele Longmire, Howard Da Silva, Ben Welden, John Ridgely

Regie
D. Ross Lederman
Farbe
s/w
Laufzeit
59 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 © Warner Bros.

In Worrington raubt der bekannte und gefürchtete Gangster Frank Dillon (Howard Da Silva) mit seiner Bande die örtliche Bank aus und erbeutet 20.000 US-Dollar. Als ein Kassierer (William Hopper) den Alarm betätigt, erschießt ihn Frank, aber auch Dillons langjähriger Kumpan Joe Madison (Tod Andrews) wird daraufhin schwer verletzt. In einem schwarzen Sedan flieht Dillon mit “Pills“ Davis (Ben Welden) und mit Hank O’Connor (John Ridgeley), seiner rechten Hand, hinterm Steuer vom Tatort, indessen er selbst sich auf der Rückbank um Joe bemüht. In einer Wohngegend halten sie bei Dr. Sidney Carter (Hobart Bosworth), wo sie ihren Verletzten von dem betagten Allgemeinmediziner versorgen lassen wollen. Der Doktor erkennt schnell die Natur und die Schwere von Madisons Verletzungen durch zwei Pistolenkugeln, aber Dillon will ihn dazu zwingen Joe vor Ort notzuversorgen. Als Carter in einem Nebenraum angeblich einige Vorbereitungen treffen muss, wird er von den Gangstern überrascht, wie er die Polizei anzurufen versucht, und Frank Dillon erschießt den Alten kaltblütig. Auf einer Landstraße rasen sie aus der Stadt und Frank instruiert seine Kumpanen, jetzt wie geplant auf der Farm von Mike (Frank Wilcox) unterzutauchen, wo sie sicher seien und wo sich Joe Madisons Schwester, die in einem Hospital als Krankenpflegerin arbeitende Nora (Adele Longmire), um den Schwerverletzten kümmern könne, bis es ihm wieder besser ginge. Hank O‘Connor befürchtet allerdings, dass Nora sie womöglich verraten könne…

 

“I just did you a favour. Now you can get to your heaven in a hurry. Just tell’em, Frank Dillon send you.” So spricht Frank Dillon zur Leiche Sidney Carters, nachdem er den unbewaffneten Mediziner ohne mit der Wimper zu zucken ermordete. Es ist eine der (wenigen) eindrücklichen Szenen in den von B-Film-Routinier D. Ross Lederman zupackend inszenierten ersten 12 Minuten, die deutlich an den Gangsterfilm der frühen 30er Jahre erinnern, als James Cagney, Paul Muni oder Edward G. Robinson vergleichbar skrupellos agierten. In einer weiteren Szene bugsieren die Gangster ihren Sedan, nach dem Police Chief Hansen (Fred Kelsey) all seine Einsatzkräfte fahnden lässt, in einen als Heutransporter getarnten Lkw. Auch das ist originell. Aber nach den besagten ersten 12 Minuten folgt in dem mit knapp einer Stunde kurzen B-Film nichts mehr, was ansatzweise erwähnenswert oder gar unvorhersehbar wäre. Für Cineasten wird der Eindruck noch verstärkt, da sie die Filmhandlung im Zweifelsfall wiederekennen. Letzteres legt die für Warner Bros. Pictures schon damals typische Tradition der Wiederverwendung einst bewährter Handlungsmuster offen. Bullet Scars beruht auf William Dieterles Dr. Socrates (USA 1935) mit Paul Muni, der darin den hier von Regis Toomey in einer seltenen Hauptrolle gespielten Provinzdoktor verkörpert, der einen verwundeten Gangster versorgen muss. Allerdings wird W.R. Burnetts Roman gleichen Namens (EA 1935), der Dieterles Film als Vorlage diente, in Bullet Scars nicht erwähnt. Zudem heißt der Arzt in Ledermans B-Produktion Dr. Steven Bishop, wie im Übrigen die Geschichte ein wenig variiert wird. Gerade letzteres gerät jedoch unglaubwürdig: Frank Dillon stellt sich Steven Bishop als der Käufer von Mikers Farm und steinreicher Gönner vor, der Bishop als Leibarzt engagiert und ihm ein eigenes Forschungslabor kauft, das auch geliefert und von den Gangstern in Mikes Farmhaus gebracht wird. Zusammen mit Ben Weldens schaurigem Humor als Gangster-Clown hat das den Film für mich völlig disqualifiziert.

 

© Warner Bros.

“This mostly quite boring, predictable, unconvincing and humble filler comes from the lower half of Forties double bills”, schreibt Derek Winnert unverblümt, und er liegt damit zu 100% richtig. Regis Toomey (Todeszelle Nr. 5, USA 1948) und Howard Da Silva (Das verlorene Wochenende, USA 1945) zählen zu den besten Charakterdarstellern des Film Noirs der 40er Jahre. D. Ross Lederman (The Return Of The Whistler, USA 1948) war ein kompetenter Regisseur, und Warner Bros. Pictures Corp. hatte im Jahr zuvor mit John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) den Film Noir begründet. Was lief bei Bullet Scars derart falsch, dass ich wage zu behaupten nie zuvor einen so miserablen Kriminalfilm mit dem Logo der Warner Bros. im Vorspann und auf Plakaten gesehen zu haben? Sogar Kamera-As Ted D. McCord (Flamingo Road, USA 1949) war beteiligt und kann trotz seiner zu Teilen hochwertigen Bildsprache diesen Mumpitz nicht retten. Lewis Seilers The Big Shot (USA 1942) mit Humphrey Bogart war ein Werk, das sich im gleichen Jahr ebenso als ein zu spät gedrehter Gangsterfilm präsentierte, ist im Vergleich zu Bullet Scars aber um Längen besser ist. Fazit: Das hier lohnt sich ganz definitiv nicht. 

 

Trotz umfangreicher Aufarbeitung der eigenen Studiogeschichte dank der Warner Archive Collection (seit 2009) gibt es von diesem Machwerk, das nie im deutschen Kino oder im Fernsehen zu sehen war,  weltweit keine BD oder DVD. Online ist der Film ungekürzt verfügbar und das auch im korrekten Bildformat, allerdings in einer bild- und tontechnisch minderwertigen Fassung ohne Untertitel.

 


 

Film Noir | 1942 | USA | D. Ross Lederman | Ted D. McCord | Charles Drake | Howard Da Silva | John Ridgely | Regis Toomey

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