Last Looks

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Bewertung
**
Originaltitel
Last Looks
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2021
Darsteller

Charlie Hunnam, Mel Gibson, Lucy Fry, Rupert Friend, Morena Baccarin

Regie
Tim Kirkby
Farbe
Farbe
Laufzeit
110 min
Bildformat
Widescreen

 


 

© LEONINE Distribution GmbH

In der Umgebung von Los Angeles lebt der ehemalige Polizeibeamte der Mordkommission Charlie Waldo (Charlie Hunnam) in einem Wohnwagen, der auf einem weitflächigen Grundstück steht, dass er von einem Skulpteur erwarb. Erst absolviert er im Freien seine Morgenmeditation. Später hört er beim Frühstück den Rundfunk, wo eine Reporterin darüber referiert, inwieweit US-Amerikaner weit übers gebotene Maß natürliche Ressourcen verbrauchten, welche die Natur in dem Umfang nicht wieder zur Verfügung stellen könne… Während er an einem Bachlauf seine Wäsche reinigt, hört er das Hupsignal eines Autos. Als er zum Trailer zurückgeht sieht er dort seine Freundin Lorena Nascimento (Morena Baccarin) vor ihrem Porsche 911 Carrera Cabrio stehen. Die junge Frau ist überrascht, unter welchen Umständen der Aussteiger in der Einöde sein Leben fristet, offenbart ihm jedoch, dass sie beruflich zu Besuch sei. Es gehe um den alkoholabhängigen Film- und Fernsehstar Alastair Pinch (Mel Gibson), der im Fall der Ermordung seiner Ehefrau Monica, auch Mutter ihres gemeinsames Kindes Gaby (Sophie Fatu), der Hauptverdächtige sei. Das Filmstudio wolle einen Privatdetektiv engagieren, der abseits der Polizei ermittle, und die Beteiligung Chgarlie Waldos wäre sowohl für das Studio als auch für sie persönlich ein Gewinn. Aber Charlie Waldo lehnt das Angebot, bei dem ihn das Geld in keiner Weise reizt, schlicht ab. Nachdem sie sich nochmals umarmten, fährt Lorena unverrichteter Dinge wieder ab…

 

Vor dem Film war ich skeptisch. Vom Beginn des Films wurde ich positiv überrascht. Ab der 20. Minute sah ich mich erwartungsgemäß gelangweilt und enttäuscht. In Hollywood hat man die handwerkliche Kompetenz für das eigene Kerngeschäft scheinbar völlig verlernt. So die Schlussfolgerung, die sich mir aufdrängte, nachdem Regisseur Tim Kirkby und Drehbuchautor Howard Michael Gould, der hier seinen gleichnamigen Roman (EA 2018) adaptiert, ihre Detektivgeschichte völlig gegen die Wand fuhren. Lange sah ich keine Produktion, die ihr Potential sowohl mit Blick auf die zugrundeliegende Erzählung als auch das beteiligte Ensemble derart verschwendete, wie es bei Last Looks der Fall ist. Charlie Waldo ist ehemaliger Kriminalbeamter, der lernen musste, dass seine Karriere und die Popularität als brillanter Ermittler auf einem Trugschluss beruhte, aufgrund dessen ein Unschuldiger ins Gefängnis kam und von Mithäftlingen erstochen wurde. Inzwischen lebt er mit einem Huhn und mit 100 Gegenständen, die seinen Besitz ausmachen, in einem Wohnwagen. Nach Jahren in der Eremitage möchte Lorena Nascimento ihn als Privatermittler anheuern, aber Charlie lehnt ab, bei Aufklärung des Mordfalls Monica Pinch behilflich zu sein. Bald erhält er Besuch von Leuten, die glauben, bei ihrem Besuch habe Lorena dem ex-Liebhaber etwas gegeben, damit er es aufbewahre, doch Charlie weiß nichts davon. Als Lorena verschwindet, er sie telefonisch nicht erreicht und TV-Studio-Inhaber Wilson Sikorsky (Rupert Friend) Waldos Beteiligung an den Ermittlungen im Fall Pinch öffentlich verkündet, begibt er sich nach Los Angeles… Dort geht das Ganze rasant den Bach runter, versinkt die Erzählung doch zunehmend in einer Flut von Klischees. 

 

”Unfinished business is a bitch.“ Tja, dummerweise sind die Vorbilder, an denen sich Gould und Kirkby orientierten, allzu offensichtlich: Joel und Ethan Coens The Big Lebowski (UK/USA 1998) stand ebenso Pate wie Shane Blacks angestaubte Neo Noirs Kiss Kiss Bang Bang (USA 2005) und The Nice Guys (UK/USA 2016), deren epigonenhaftes Hipstertum und verkrampfter Humor à la Quentin Tarantino heute noch weniger als zur Zeit ihrer Premieren überhaupt erträglich sind. Auch davon gibt es in Last Looks leider reichlich. Der Slacker Charlie Waldo hat auf hübsche Frauen eine magische erotische Anziehungskraft, erträgt Gewaltanwendung derart stoisch, dass selbst der Schlag mit einer Pfanne auf den Hinterkopf keinerlei Spuren hinterlässt – im Übrigen heilen Wunden im Gesicht bei ihm über Nacht – und kann im Polizeipräsidium oder auf der Wohltätigkeitsparty einer Millionärsgattin hemmungslos alle und jeden anbrüllen, ohne dafür belangt zu werden. Gibt es hin und wieder auch Szenen, die das Potential des Charakters andeuten, ist Charlie Waldo im Ganzen so dämlich wie der Kriminalfall, der vom Ende her betrachtet ein dünnes Süppchen ist. Die Figur der Lorena Nascimento ist dabei ebenso sinnlos wie einige andere, die den Zuschauer zeitenweise auf falsche Fährten locken sollen. Im letzten Drittel hatte ich das Interesse an der Auflösung der Geschichte längst verloren. Und das Ende trieft dermaßen vor Klischees, dass man heilfroh ist, wenn der Abspann läuft. Neben Witzen, die nicht zünden, beweist der Film, dass Donald-Trump-Anhänger Mel Gibson, der wie Buffalo Bill aussieht, nie und nimmer ein guter Schauspieler war. Fazit: Unfassbar banale Farce, die weder als Neo Noir noch als Komödie ansatzweise überzeugt.

 

Tim Kirkbys Last Looks, der in Deutschland nie im Kino lief, gibt es wahlweise auf einer bild- und tontechnisch je erstklassigen BD oder DVD (2022) der LEONINE Distribution GmbH, München, ungekürzt im Originalformat mit dem original englischen Ton und mit einer deutschen Synchronisation sowie mit deutschen Untertiteln. Einziges Extra ist der internationale Kinotrailer.

 


 

Neo Noir | 2021 | USA | Tim Kirkby | Clancy Brown | Mel Gibson | Robin Givens

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