Broken Horseshoe, The

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
The Broken Horseshoe
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller

Robert Beatty, Elisabeth Sellars, Peter Coke, Hugh Kelly, Vida Hope

Regie
Martyn C. Webster
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 © Renown Pictures Ltd.

London, England: In der nächtlichen Innenstadt wird Charles Constance (Ferdy Mayne) von einem rasend schnellen Wagen frontal erfasst und per Krankenwagen in die Notaufnahme des St. Mathew’s Hospitals eingeliefert. Hier wird er von Dr. Mark Fenton (Robert Beatty) sofort operiert, aber als der Mediziner in sein Büro zurückkehrt und der Kollege Dr. Craig (Hugh Kelly) sich nach dem Verlauf des Eingriffs erkundigt, zeigt Fenton sich unzufrieden damit. Er bittet Craig um eine eigene Einschätzung und erwähnt, dass Constance, der im Hotel Seaton in der Southampton Row residiert, für einen Ausländer hält, aber ansonsten über den Mann nichts weiß… Zu dem Zeitpunkt steigt die mondän gekleidete Della Freeman (Elisabeth Sellars) aus einem Taxi und bittet den Fahrer, dass er kurz warte, indessen sie eine Telefonzelle betritt. Sie wählt die Nummer des St. Mathew’s Hospitals, doch als die Rezeption das Gespräch bei Dr. Fenton anmeldet, gibt der es an Schwester Rogers (Janet Butler) weiter, die es für ihn annimmt. Am Telefon behauptet Freeman eine Rezeptionistin des Hotel Seatons zu sein, erkundigt sich nach dem Zustand ihres Gastes Charles Constance und wann er wieder bei Bewusstsein sein werde. Zuletzt weist sie Schwester Rogers darauf hin, dass jene das Hotel nicht zurückrufen müsse, man werde sich wieder zurückmelden. Am nächsten Morgen ist Dr. Beatty zusammen mit Dr. Craig bei der Visite des stets bewusstlosen Constance. Trotz einer Bluttransfusion ist dessen Zustand unverändert ernst…

 

“Never hold back anything from the police… Even for the brightest of brown eyes.” Ist die hanebüchene Geschichte dieses Kinofilms ernsthaft eine von Francis Durbridge? Von einem Autor, der in den frühen 70er Jahren in die bundesdeutsche Fernsehgeschichte einging, als er mit Buchvorlagen für TV-Serien à la Paul Temple (UK/GER 1969-1971) und Das Messer (GER 1971) Millionen Menschen vor ihren Fernsehgeräten auf der Stuhlkante hielt? Moment! Im Jahr 1952 gab es eine Fernsehproduktion der BBC namens The Broken Horseshoe, die es auf sechs halbstündige Episoden brachte und nach einem Originaldrehbuch von Francis Durbridge inszeniert worden war. Ihr Produzent hieß Martyn C. Webster, der im Folgejahr als Regisseur die dreistündige Serie auf die 79 Minuten des vorliegeden B-Produktion fürs Kino eindampfte und dafür A. R. Rawlinson (Gaslight, UK 1940) als Drehbuchautor verpflichtete. Die Fernsehserie gilt heute als verschollen, und der Kinofilm zwängt und zwingt eine episch angelegte Handlung ins Korsett von 1 Stunde und 19 Minuten, aber das funktioniert nicht. Allein die ersten fünf Minuten sind derart hastig, fast schon fragmentarisch, dass man kaum versteht, worum es überhaupt geht. Lange Rede, kurzer Sinn: Chirurg Dr. Mark Fenton verliebt sich Hals über Kopf in die Femme fatale Della Freeman. Als sein Patient Charles Constance (von Fenton selbst) tot aufgefunden wird, verstrickt er sich gegenüber Detective Inspector George Bellamy (Peter Coke) von Scotland Yard in Widersprüche, verliert seinen gesunden Menschenverstand und seinen moralischen Kompass. Nun, so läuft es in mehr als nur einem Film Noir – Jack Donohues‘ Close-Up (USA 1948), Felix E. Feists The Man Who Cheated Himself (USA 1950), Otto Premingers Engelsgesicht (USA 1952) und Richard Quines Drive A Crooked Road (USA 1954) hauen in die exakt gleiche Kerbe. Allerdings sind sie um ein Vielfaches glaubwürdiger, und das hat mehrere Gründe. 

 

Elisabeth Sellars und Robert Beatty waren jeweils gute Darsteller. Doch keiner der Rollencharaktere, die sie verkörpern, weist über die üblichen Attribute aus der Drehbuchschublade, der sie entstammen, hinaus. So hatte ich in einigen Szenen den Eindruck, dass die beiden ihr Engagement bewusst zügelten und eine gewisse Langeweile zum Ausdruck kommt. Unfassbar langweilig ist auf jeden Fall der Film im Ganzen, denn sobald Scotland Yard zum Zug kommt und für Dr. Mark Fenton und uns Zuschauer die Lösung des Rätsels wie das Kaninchen aus dem Hut zaubert, wird es geradezu lächerlich. Nichts fügt sich, nichts passt zusammen. Der Drahtzieher einer Bande von Drogenschmugglern hätte vielfach Gelegenheit gehabt, Charles Constance still und leise zu beseitigen und an das von ihm begehrte Objekt zu kommen, statt ihn im Apartment Della Freemans zu erschießen. Wieso vertraut Mark Fenton stets aufs Neue der durch ihn selbst wiederholt der Lüge überführten Ms. Freeman? Dr. Fenton gerät aufgrund eines Feuerzeugs, das neben Constances Leiche lag, vermeintlich unter Mordverdacht. Aber sowohl Scotland Yard weiß, dass er selbst das Feuerzeug seit über 1 Woche per Aushang im Hospital suchte, und der Mörder hätte es ebenfalls wissen müssen. Vom Finale auf dem Rollfeld eines Flughafens schweige ich lieber... Das Ganze ist ein solcher Mumpitz, dass man sich als Zuschauer schlicht veräppelt vorkommen muss. Immerehin trat Martyn C. Webster nie wieder als Regisseur, als Produzent oder sonstwie am Filmschaffen Beteiligter in Erscheinung. Fazit: Für mich einer der schlechtesten Brit Noirs aller Zeiten.

 

Erstklassige DVD-Edition (2012) der Renown Pictures (UK) mit dem Film bild- und tontechnisch fein restauriert, ungekürzt im Originalformat, dazu den englischen Originalton ohne Untertitel, das Ganze im Übrigen auch ohne Extras.

 


 

Film Noir | 1953 | UK | Martyn C. Webster | Ferdy Mayne | Robert Beatty | Ronald Leigh-Hunt | Elizabeth Sellars

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