Poison Rose, The

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
The Poison Rose
Kategorie
Neo Noir
Land
ITA/USA
Erscheinungsjahr
2019
Darsteller

John Travolta, Morgan Freeman, Brendan Fraser, Famke Janssen, Ella Bleu Travolta

Regie
Francesco Cinquemani, George Gallo
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
98 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Los Angeles, Kalifornien, im Jahr 1978: Im Lucas Hollywood Theater, oberhalb dessen Privatdetektiv Carson Philips (John Travolta) ein Apartment bewohnt, läuft heute Abend John Hustons The Maltese Falcon (USA 1941). Philips liegt im dunklen Schlafzimmer auf dem Bett, einen Revolver neben sich, indessen er seinen Kater Raymond (Walter the Cat) streichelt. Eine Limousine fährt die Straße entlang, parkt vor dem Kino und drei Männer mit Schlagstöcken steigen aus. Philips sieht sie durchs Fenster, steckt Raymond in eine Transportbox und flieht durch den Kinosaal auf eine Seitenstraße, wo er seinen 1970er Cadillac DeVille Cabriolet parkt. Doch hier steht ein vierter, bewaffneter Gauner (Chris Mullinax), den Philips vom Fenster aus nicht sah. Er drückt dem Kerl die Box mit Raymond in den Arm, tritt ihm zwischen die Beine, woraufhin jener in die Knie geht, und ist mit der Katze im Wagen auf und davon, bevor die Schläger ihrem Kumpan zu Hilfe eilen können… Seit über 20 Jahren arbeitet Carson Philips als Privatdetektiv in Los Angeles. Ursprünglich kommt er aus Galveston, Texas, wo er einst als Footballstar eine große Karriere vor sich hatte. Als er am nächsten Morgen mit der Katze ins Büro kommt, weiß Sekretärin Betsy (Melissa Greenspan) sofort, dass Carson Philips sich wegen Spielschulden mal wieder verstecken und sie Raymond betreuen muss. Und eine Mrs. Johnson (Julie Lott) beauftragt ihn, nach ihrer verschwundenen Tante Barbara Van Poole zu suchen und zwar ausgerechnet in seiner Heimatstadt Galveston…

 

“What turns “The Poison Rose” into a strained whodunit is (…) how little Richard Salvatore’s script (…) tries to be anything but a series of clichés amid shady criminals, secretive femme fatales, and long-lost daughters”, fasst Tomris Laffly für Variety zusammen und liefert mit dieser exakten Analyse zugleich den Einstieg für meine eigenen Überlegungen zu der expliziten Hommage an den klassischen Film Noir. Nein, der Film scheitert nicht an seiner Besetzung und an seinen Drehorten, er scheitert nicht an denen vor oder an denen hinter der Kamera. Er scheitert an einem Drehbuch und womöglich schon an dessen Romanvorlage, die mit jeweils einer Geschichte aufwarten, die scheinbar komplex, de facto jedoch banal und langweilig ist. Was der Privatdetektiv Carson Philips unter pausenloser Zuhilfenahme von Bourbon und Zigaretten in seiner Heimatstadt Galveston aufdeckt, ist im Ganzen nicht der Rede wert und im Einzelnen unglaubwürdig. Der steinreiche Doc (Morgan Freeman) hat als skrupelloser Geschäftsmann die Stadt in der Tasche. Von Machthunger angetrieben reizt er den eigenen Spielraum bis an die Grenzen der Legalität gnadenlos aus. Den inkompetenten Sheriff Bing Walsh (Robert Patrick) oder den labilen Footballstar Happy Chandler (Devin Ellery), der mit Docs Tochter Rose (Kat Graham) eine Affäre unterhält, hat er mehr oder weniger in seiner Hand. Nur die reiche Witwe Jayne Hunt (Famke Janssen), deren Tochter Rebecca (Ella Bleu Travolta) mit Happy verheiratet ist, entzieht sich seines Einflusses. Dabei wäre die von ihrem verstorbenen Mann gegen alle Widerstände und Gutachten errichtete Ölraffinerie nahe der Küste, was Doc zu seinem Glück noch fehlt… Das ist alles durchschaubar konstruiert, zumal die als Ort der Kriminalität hinzugefügte psychiatrische Klinik Pleasant Meadows von Dr. Miles Mitchell (Brendan Fraser), deren Patienten mehr oder weniger freiwillig das Zeitliche segneten, exakt das ist, was dieser Film nicht braucht. Denn es sind zu viele Nebenstränge und Verwicklungen, die den Reiz der Geschichte mindern und die einen ermüden und die Lust am Film verlieren lassen. Ist das erste Drittel noch passabel, ist das letzte kaum auszuhalten, so spannungsarm und vorhersehbar schleppt sich der Möchtegern-Thriller dem Finale entgegen. Wer zuletzt nun wirklich der Mörder oder die Mörderin war, hat mich längst nicht mehr interessiert.

 

“My name is Carson Philips. I'm a PI. I like to drink, I like to smoke, I like to gamble.” So fängt es an und der Freund klassischen Film Noirs weiß, dass er für die Dauer des Films darin Zuhause sein wird, denn er kennt Philips‘ Adresse in Noir City ebenso wie der Detektiv selbst. Nicht nur läuft im Lucas Hollywood Theater John Hustons Dashiell-Hammett-Verfilmung, auch in Dr. Miles Mitchells Büro steht die Figur des Malteser Falken auf einem Aktenschrank. Carson Philips’ Katze heißt Raymond, Galvestons neuer Footballstar Chandler. Aber trotz der mit Liebe zum Detail eingestreuten Verweise auf den klassischen Film Noir missrät das Werk. Die Leistungen der Darsteller sind allemal solide, die Inszenierung der Action-Sequenzen ist es gerade noch, aber in Einzelheiten, die hier nicht verraten werden können, wird es geradewegs hanebüchen. Auch John Travolta, der hier zum ersten Mal mit Morgan Freeman in einem Film zu sehen ist, wirkt umso gelangweilter, je länger das Werk in Richtung seines unspektakulären Finales kriecht. Schade!

 

Es gibt eine jeweils sehr gut editierte BD und DVD-Ausgabe (2020) der KSM GmbH mit dem Film bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu den original englischen Ton und eine deutsche Synchronisation (welche den Film endgültig verhunzt), optional Untertitel auf Deutsch, den Kinotrailer und eine Bildergalerie als einzige Extras.

 


 

Neo Noir | 2019 | USA | Francesco Cinquemani | George Gallo | John Travolta | Morgan Freeman | Peter Stormare | Famke Janssen

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