Harlem Action

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
A Rage in Harlem
Kategorie
Neo Noir
Land
UK/USA
Erscheinungsjahr
1991
Darsteller

Forest Whitaker, Gregory Hines, Robin Givens, Zakes Mokae, Danny Glover

Regie
Bill Duke
Farbe
Farbe
Laufzeit
108 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Auf einer verwaisten Farm außerhalb des Städtchens Natchez im US-Bundesstaat Mississippi, man schreibt das Jahr 1956: Der afroamerikanische Ganove Slim (Badja Djola), seine Freundin Imabelle (Robin Givens) und deren Spießgesellen Jodie (John Toles-Bey) und Hank (Ron Taylor) treffen sich im Schutz der Dunkelheit mit dem weißen Hehler Lester Banton (John Seitz). Slim und seine Bande haben mit Erfolg einen Goldraub durchgeführt und sind bestrebt, die gewaltige Menge des Edelmetalls schnellstmöglich zu veräußern. Aber Lesters Angebot ist lächerlich. Zudem macht er den bewaffneten Gangstern lautstark klar, dass sie mit ihrer heißen Ware von ihm in Abhängigkeit stünden. Einen solchen Ton schätzt Slim gar nicht und im Nu haben die Afroamerikaner die Situation gedreht und Bantons Kumpane erdolcht oder entwaffnet. Die Situation eskaliert, als Lester kein Geschäft mehr mit einem “Nigger!“ zu tätigen beabsichtigt, und ihm Jodie kurzerhand eine Warze von der Nase schneidet. In dem Augenblick stürmt ein Aufgebot Polizisten das Gelände und es kommt zu einer Schießerei, bei der Banton getötet wird und Imabelle die Gelegenheit ergreift, mit einem Pickup Truck, darauf der Großteil des Goldes veraut ist, zu fliehen. Der Bezirk Harlem in New York: Pünktlich um 6 Uhr am Morgen ruft der Wekcher den Totengräber Jackson (Forest Whitaker) zur Erfüllung seiner vielen Pflichten…

 

“If you wanna find God, you talk to a preacher. If you wanna find devils, you talk to a demon.“ Mitte der 70er Jahre begann der 1943 geborene Bill Duke als Schauspieler, im Laufe der 80er Jahre war er parallel dazu ein gefragter Regisseur fürs Fernsehen. Die Verfilmung von For Love Of Imabelle (EA 1957), des Debüt-Romans aus der Feder des afro-amerikanischen Autoren Chester Himes, - im Jahr 1962 als Die Geldmacher von Harlem auch auf Deutsch - wurde Bill Dukes erste große Regiearbeit fürs Kino. Der Film beziffert somit den Start seiner Karriere als Filmregisseur, wie sie noch heute für die afro-amerikanische Filmkultur in den USA von Bedeutung ist. Doch Bill Dukes Verfilmung von Chester Himes erstem seiner insgesamt acht zwischen 1957 und 1969 erschienenen Romane um das Duo der dunkelhäutigen Harlem Detectives Gravedigger Jones und Coffin Ed Johnson ist im Gegensatz zu Wenn es Nacht wird in Manhattan (USA 1970) oder Come Back Charleston Blue (USA 1972) überaus frei angelegt. Zwar finden sich die beiden Polizeibeamten Gravedigger (George Wallace) und Coffin Ed (Stack Pierce) auch in Harlem Action, doch sind sie hier zu zweit, wenn sie beizeiten auf der Bildfläche erscheinen, ohne den Handlungsverlauf ernsthaft mitzubestimmen, auf eine gedoppelte Nebenrolle reduziert. Zentrale Figuren der Handlung sind die vielen Gangster um die hübsche Imabelle und der tollpatschig naive und streng religiöse Totengräber Jackson (Forest Whitaker), den die Gangsterbraut erst nur auszunutzen hofft und in den sie sich schließlich verliebt. A Rage In Harlem - so der Originaltitel des Films - beginnt rasant und verlässt sich auf sein wunderbares Ensemble und die Kameraarbeit des Japaners Toyomichi Kurita (Diamantenfieber / Trouble In Mind, USA 1985), der die Drehorte in der (vermeintlichen) Metropole New York und deren bizarre Bewohner in all ihrer Dynamik auf die Leinwand projeziert.

 

“Himes untertook to do for Harlem what Raymond Chandler did for Los Angeles“, hieß es einst in Newsweek über den legendären Schöpfer der Harlem-Detectives-Reihe, aber für die (unerfahrenen) Drehbuchautoren John Toles-Bey und Bobby Crawford gilt das leider nicht. Der Neo Noir und die schwarze Komödie sind zwar benachbart, doch versandet der Humor in Harlem Action beizeiten in flachen Gewässern, so dass man trotzdem den Eindruck gewinnt, man habe sich zwischen dem Einen und dem Anderen nicht zu entscheiden vermocht. Als Komödie vermarktet, floppte der Film bei einem Publikum, dass die Radikalität und Brutalität eines letzten Viertels, das ihren Erwartungen widersprach, schlicht abstieß. Fulminante Szenen wie ein Auftritt des grandiosen Blues-Sängers Screaming Jay Hawkins auf dem Untertakers‘ Ball wechseln mit banalem 08/15-Witz, wenn Jackson aus dem Tresor von Reverend Gaines (John W. Hardy) 200 US-Dollar entwendet, indessen der Mann Gottes auf dem Sofa schnarcht. Harlem Action ist leider nie mehr als die Summe seiner Teile, die in anderer Kombination und mit mehr Gespür seitens der Autoren einen fantastischen Gangsterfilm hätten ergeben können.

 

In Deutschland folgte auf die VHS-Videokassette (1993) bis heute noch keine BD oder auch DVD des Films. In England erschien A Rage In Harlem als DVD-Edition (2009) bei Optimum Home Entertainment mit dem Film selbst ungekürzt im Originalformat und dazu mit dem original englischen Ton ohne Untertitel und auch ohne Extras bei einer FSK-Freigabe ab 18 Jahren.

 


Neo Noir | 1991 | USA | Bill Duke | Chester Himes | Badja Djola | Danny Glover | Forest Whitaker

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