Killer mit der sanften Stimme, Der

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Bewertung
****
Originaltitel
The Fiend Who Walked The West
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1958
Darsteller

Hugh O’Brian, Robert Evans, Dolores Michaels, Linda Cristal, Stephen McNally

Regie
Gordon Douglas
Farbe
s/w
Laufzeit
97 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Bild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
Am 100. Jahrestag der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika torkelt Dan Slade Hardy (Hugh O‘Brian) abends betrunken über die Straße, als er an einer Bank vorüber kommt. Er klopft an die Scheibe und lädt den Wachmann Sam (Frank Donahue) ein, auch einen Schluck zu nehmen. Der pflichtbewusste Sam lehnt erst ab, überlegt es sich, winkt Hardy herbei und öffnet die Tür. Der gibt ihm eins über den Schädel, fesselt ihn und lässt die Bande Paul Finneys (Ken Scott) zur Hintertür herein. Leacock (Harry Carter) öffnet den Tresor, Hardy geht hinein und lädt die Säcke mit Golddollars in Satteltaschen. Als er schließlich allein die letzten verstauen will, schlägt Sam, der sich von seinen Fesseln befreien konnte, die Tresortür zu. Hardy sitzt wie die Ratte in der Falle, welche auch Paul Finney, der nochmals zurückkommt, nicht mehr öffnen kann, denn inzwischen ist die Stadt alarmiert…  Sheriff Frank Emmett (Stephern McNally) und sein Deputy Jim Dyer (Ron Ely) begleiten den Gefangenentransport mit Dan Hardy nach Fort Smith. Auf dem Weg dorthin hat Emmett ein Treffen mit Hardys schwangerer Frau Elena (Linda Cristal) anberaumt, die auch ihre erstgeborene Tochter Janie (Shari Lee Bernath) mitgebracht hat. Hardy meint, als verheirateter  Mann mit Kindern nicht verurteilt zu werden und lässt sich von Emmett nicht beeindrucken, der ihn vor Richter Parker (Edward Andrews) warnt. So ist er überrascht, als er zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wird. Seine Zelle teilt er sich mit dem jungen Felix Griffin (Robert Evans)…
 
In den 50er Jahren gab es viele Remakes von Film Noirs der Vierziger, zum Teil Neuverfilmungen ihrer literarischen Vorlagen. Meist sind sie in Vergessenheit geraten, weil sie nicht ans Niveau der Originale heranreichten – von Otto Premingers The 13th Letter (USA 1951), einer Adaption von Henri-Georges Clouzots Der Rabe (FRA 1943), bis zu James Cagneys Mit dem Satan auf Du (USA 1957), einer Neuverfilmung von Frank Tuttles Die Narbenhand (USA 1942). Wer aber erwartete je eine Fassung von Henry Hathaways Film-Noir-Klassiker Der Todeskuss (USA 1947), die im Wilden Westen angesiedelt ist? Gordon Douglas‘ Der Killer mit der sanften Stimme ist genau das und ein zu Unrecht vergessener, in Widescreen und in Schwarzweiß gedrehter Western Noir, der viel zu bieten hat. Einer der Gründe für seine geringe Bekanntheit mag sein, dass er selbst für heutige Verhältnisse mit Blick auf die entfesselte Amoralität seines Charakters Felix Griffin, wunderbar gespielt von Produzentenlegende Robert Evans, enorm hart und abgründig daherkommt. Solche Figur zeigt Parallelen zu Robert Mitchum als Wanderprediger Harry Powell in Charles Laughtons Die Nacht des Jägers (USA 1955). Auch hat Gordon Douglas die in Hathaways Original von Richard Widmark (in seinem Debüt) personifizierte Rolle des psychopathischen Killers zur wichtigsten seines Films werden lassen. Der jungenhafte Felix Griffin, der bei jeder Vorstellung erwähnt, dass er nach seinem Vater benannt wurde, ist eine Vorstufe zu Anthony Perkins‘ ewigem Muttersohn Norman Bates in Alfred Hitchcocks Psycho (USA 1960).
 
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© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
“Because you need money in a dog eat dog world like this.“ Aber Hugh O‘Brian, der im Übrigen wie Stephen McNally eine überzeugende Vorstellung liefert, ist als Dan Slade Hardy im letzten Drittel doch einen Tick zu konventionell, wenn er sich undercover an den Mörder des Deputys Jim Dyer, an Felix Griffin heranmacht. Ihm war Victor Mature als von jedem Glauben verlassener und geschundener Film-Noir-Charakter Nick Bianco klar überlegen. Dan Hardy gibt die Namen seiner Kumpane selbst heraus, nachdem ihm Sheriff Emmett von Griffins Begegnung mit Elena berichtete. Im Original stirbt Nick Biancos Frau und erst viel später kann er durch den Staatsanwalt Louis D’Angelo (Brian Donlevy) zur Zusammenarbeit überredet werden. So bleibt es in Der Killer mit der sanften Stimme am Ende doch auf die Hertzjagd nach dem Psychopathen beschränkt, der trotz des schillernden Portraits durch Robert Evans eben nur böse und brandgefährlich erscheint. Allemal gibt es eine grandiose Kameraarbeit Joseph MacDonalds, der häufig auch mit Henry Hathaway arbeitete, inklusive vieler Nachtszenen und Film-Noir-typischer Einstellungen. Und sodann gibt es eine Geschichte, die noch für den heutigen Zuschauer von A bis Z Unbehagen und Spannung bereithält. Darin erweist er sich bis ins Finale als gelungen, ist der Schluss selbst auch banal. Alles in allem wartet Der Killer mit der sanften Stimme als ungewöhnliches Beispiel eines Western Noirs auf seine Wiederentdeckung. Sehenswert!
 
Exzellente französische DVD-Edition (2011) von Sidonis Productions / Calysta Films in deren Reihe Western de Legende, die den Film ungekürzt im Originalformat beinhaltet und deren einziger Nachteil ist, dass die französischen Untertitel zum englischen Originalton nicht auszublenden sind. Als Bonus gibt es zwei Interviews zum Film mit Betrand Tavernier und Patrick Brion, ca. 30 Minuten, einen Kinotrailer und eine Fotogallerie.
 

Western Noir | 1958 | USA | Gordon Douglas | Joseph MacDonald | Edward Andrews | Emile Meyer | Stephen McNally

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