Bill Williams, Barbara Hale, Richard Quine, Richard Loo, Frank Fenton
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Im United States Naval Hospital, Long Beach, Kalifornien, liegt im Zimmer 54 James Fletcher (Bill Williams), ein Matrose der Kriegsmarine und Veteran des Zweiten Weltkriegs, der aus japanischer Kriegsgefangenschaft befreit werden konnte, aber seit zwei Jahren nicht endgültig aus dem Koma erwachte. Ein Paar Hände nähern sich dem Gesicht des Schlafenden, tasten sich von der Stirn abwärts, bevor sie sich um den Hals schließen, als der Komapatient erwacht und sich gegen den Würgegriff zur Wehr setzt. In dem Augenblick kommt die Krankenschwester Ms. Collins (Ann Doran) zur Tür herein und fragt den blinden Danny (Harold Landon), was er in dem Zimmer zu suchen habe. Jener antwortet ihr, dass er habe wissen wollen, wie ein Verräter aussähe, als ihn die Schwester aus dem Raum führt. Fletcher wundert sich über die Anschuldigung und spürt einen Schmerz am Hinterkopf. Auf dem Gang passt die Schwester Dr. Madison (Frank Wilcox) ab, der sich zu Fletcher begibt und sachlich feststellt, dass er scheinbar gänzlich aus dem Koma erwacht sei. An den Arzt, seine Einlieferung ins Krankenhaus und an den Schlag auf den Hinterkopf, der ihn ins Koma schickte, kann sich Fletcher aber nicht erinnern. Als Dr. Madison und Ms. Collins das Krankenzimmer erlassen, bleiben sie vor dessen Tür, die nur angelehnt ist, kurz stehen. Die Schwester äußert, dass man den Verräter besser hätte sterben lassen sollen. Dr. Madison erklärt ihr, dass er schon in Kürze ins Gefängnis überstellt würde. Fletcher hört mit und ist entsetzt…
”You were supposed to kick off in that hospital. We’ve been waiting two years for you to die. Why didn’t you?” So spricht der wahre Verräter zu James Fletcher, als der ihn im Finale des Films endlich enttarnt. Folglich erleben wir Jim zu Beginn des Films, wie er nach 2 Jahren aus dem Koma erwacht – frisch rasiert, gut genährt, fein frisiert. Er fasst sich an den Hinterkopf und klagt gegenüber Doktor Madison, dass er Schmerzen habe, und jener entgegnet, dass er niedergeschlagen worden sei. Wie bitte? Nach 2 Jahren plagt Fletcher stets seine Beule am Hinterkopf? Er findet im Nu sein Sprachvermögen zurück und ist fit genug, um am Abend, nachdem er das Gespräch zwischen Madison und Schwester Collins belauschte, im Schutz der Dunkelheit das Weite zu suchen. Er wird beschuldigt in der Gefangenschaft seinen Kameraden Mark Gregory an die Lagerleitung verraten zu haben, worauf Gregory des Diebstahls überführt und hingerichtet wurde. Fletcher, Gregory und Theodor Niles (Robert Quine) waren im Krieg eng befreundet, so dass sie “the three musketeers“ gerufen wurden. In San Diego hat Martha Gregory (Barbara Hale), die Witwe, ein Foto von Ted Niles mit einer rückseitig notierten Widmung auf dem Kaminsims stehen. Besucht hat Niles, der zwei Autostunden entfernt in Los Angeles lebt, die Witwe in über zwei Jahren nie. Als Jim und Martha zu Niles fahren, warten schon zwei Auftragsmörder an der Pacific Coast Highway und kennen Marthas Autokennzeichen. Sowohl das als auch der Umstand, dass Fletcher und Gregorys Witwe in genau dieser Nacht gemeinsam reisen, wurde nie jemandem mitgeteilt. In Los Angeles, damalige Einwohnerzahl 2 Millionen Menschen, trifft Fletcher in einem zufällig gewählten Chinarestaurant (!) den japanischen Lagerleiter Ken Tokoyama (Richard Loo), seinen Peiniger und Gregorys Mörder... Lange Rede, kurzer Sinn: die Aneinanderreihung von Koinzidenzen und Logiklöchern zersiebt die Filmhandlung aus der Feder Carl Foremans (Zwischen Frauen und Seilen, USA 1949) in einer Weise, dass man selbst kontinuierlich den Kopf schütteln könnte. The Clay Pigeon ist so hanebüchen, dass es die Grenze zur Lächerlichkeit überschreitet.
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“The problems here have to do with the script (…) most importantly, with the film’s failure to live up to the responsibility of its premise”, schreibt auch Mark Fertig für Where Danger Lives. Warum gebe ich der Produktion von RKO Radio Pictures, die unter Aufsicht des Inhabers Howard Hughes (seit 1948) ganz explizit patriotische Züge zeigt, trotzdem noch drei Sterne? Nun, das liegt an Richard Fleischer. Mit einer Laufzeit von lediglich 63 Minuten gestaltet der Regisseur diesen Film derart atmosphärisch dicht und zupackend, dass er mich trotz seiner zahllosen Absurditäten keine Sekunde langweilte. So dämlich die Geschichte ist, so kurzweilig bleibt sie anzuschauen. Wer wirklich ein Meisterstück über die Abgründe des Zweiten Weltkriegs und ihre langen Schatten sehen möchte, schaut besser Die Mörder sind unter uns (GER 1946) oder Act Of Violence (USA 1948). Richard Fleischer bewies mit Um Haaresbreite (USA 1951), dass er mit einem deutlich besseren Skript sogar einen Klassiker des B-Films zu kreieren in der Lage war. Konträr dazu kann der Cineast auf The Clay Pigeon gut und gern verzichten.
Eine französische DVD-Ausgabe der Edititions Montparnasse (2009) unterm Titel Le pigeon d’argyle ist wie die gesamte Serie RKO Collection exquisit umgesetzt, d.h. topp restauriertes Bild im Originalformat, englische oder französische Tonspur, optional französische Untertitel. Zudem gibt es die restaurierte Fassung auch bei der US-DVD (2015) in der Warner Archive Collection, allerdings ohne französische Tonspur, Untertitel oder Extras. In Spanien gab es unterm Titel Acusado a traición via Verticé Cine S.I.U. ebenfalls eine DVD-Edition (2014, inkl. spanischer Untertitel), zudem ist der Film Bestandteil der ebenfalls spanischen 5-DVD-Box (2014) betitelt Richard Fleischer Film Noir Collection.