Todfreunde – Bad Influence

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
****
Originaltitel
Bad Influence
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1990
Darsteller

Rob Lowe, James Spader, Liza Jane, Christian Clemenson, Kathleen Wilhoite

Regie
Curtis Hanson
Farbe
Farbe
Laufzeit
99 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 Todfreunde-Poster-web1_0.jpg Todfreunde-Poster-web2_0.jpgTodfreunde-Poster-web3_0.jpg Todfreunde-Poster-web4_0.jpg
 

Los Angeles, Kalifornien, spät in der Nacht: Eine Frau (Palmer Lee Todd) liegt nackt zu Bett und schläft tief, indessen Alex (Rob Lowe) leise aufsteht, sich im Halbdunkel ankleidet und aus Schränken und im Badezimmer seine Habseligkeiten in eine Tasche packt. Er durchforstet mehrere Umschläge mit Fotografien und sortiert alle aus, auf denen er selbst zu sehen ist. Mit zwei Reisetaschen läuft er im unbeleuchteten Treppenhaus abwärts und hinaus auf die Straße, wo er eine der Taschen auf einen Lkw der städtischen Müllabfuhr wirft, in dessen Innerem jedweder Abfall zermalmt wird. Mit der zweiten Tasche über der Schulter geht er der Dämmerung entgegen… Financial Analyst Michael Boll (James Spader) steht am Waschbecken der Herrentoilette seines Arbeitgebers und taucht sein Gesicht in kaltes Wasser. Eine von ihm erarbeitete Aufstellung von finanzieller Bedeutung in Höhe von 60 Millionen US-Dollar ist im Computersystem der Firma nicht mehr auffindbar. Er läuft zum Büro seines Kollegen Patterson (Tony Maggio), ebenfalls Junior Analyst und Bolls direkter Konkurrent um den Posten des Senior Analysts, aber die Sekretärin Britt (Rosalyn Landor) teilt Michael mit, dass Patterson in einem Meeting sei. Da geht die Tür auf, Patterson erscheint und Michael will ihn zur Rede stellen, denn außer ihm, seiner Sekretärin Leslie (Kathlee Wilhoite) hatten nur Britt und Patterson Zugang zu der Datei. Patterson stellt sich dumm und fordert Michael auf, seinen Verdacht offen auszusprechen, aber der gibt klein bei und geht…

 

“I never made you do anything that wasn't in you already.” In Michel Devilles Das wilde Schaf (FRA/ITA 1974) spielt Jean-Louis Trintignant den kleinbürgerlichen, verklemmten Bankangestellten Nicolas Mallet, der unter dem manipulativen Einfluss des an den Rollstuhl gefesselten Schriftstellers Claude Farbre (Jean-Pierre Cassel) zu einem vollends skrupellosen Erfolgsmenschen mutiert. Curtis Hansons Todfreunde – Bad Influence ist die US-amerikanische Neo-Noir-Variante solcher schwarzen Komödie, darin einem enthemmten, dreisten und amoralischen Mann alle Türen offenstehen. Als Michael Boll per Zufall die Bekanntschaft des undurchsichtigen Alex‘ macht und von ihm in eine Welt der illegalen Nachtclubs, der Designerdrogen und der erotischen Freuden eingeführt wird, wandelt er sich von einem ängstlichen Schreibtischtäter zu einem entschlossenen, zunehmend aggressiven Alpharüden, der sich nimmt, was er will. Und je weiter er auf diesem Weg voranschreitet, desto öfter signalisiert sein Umfeld dem neuen Michael Boll, dass es ihn aufgrund seiner Erfolge bewundere und für hörere Weihen vorgemerkt habe. Auch in Hansons so präzise den Zeitgeist und die Hemmungslosigkeit seiner Epoche aufs Korn nehmendem Thriller zeigt sich daher der abgründige Zynismus, der schon Devilles Film zu einem Genuss werden ließ. Nur spielt Alex nicht allein den Drahtzieher im Hintergrund sondern eine aktive Rolle, darin er vor Gewalt und Morddrohungen gegen Michaels Kollegen Patterson nicht zurückschreckt. Aufgrunddessen zieht Michael die Reißleine und kündigt Alex die Freundschaft, nur ist es dafür zu spät. Denn Alex ist zu allem fähig und in den Mechanismen seiner Rache höchst erfinderisch.

 

Todfreunde-still-web1.jpgTodfreunde-still-web2.jpgTodfreunde-still-web3.jpg

© Koch Media GmbH

Der Schauspieler Rob Lowe (The Outsiders, USA 1984) war ein Shooting-Star der 80er Jahre, doch als im Jahr 1989 während des Drehs von Todfreunde – Bad Influence eine Videoaufzeichnung publik wurde, die ihn beim Sex mit einer Minderjährigen abbildete, erfuhr seine Karriere einen Knick. Curtis Hanson zeigte sich in Interviews enttäuscht darüber, dass sein Neo Noir bei Erscheinen so wenig Resonanz und positive Aufnahme erfuhr, da man der Ansicht war, der Film wolle von dem Sex-Skandal um Lowe profitieren, dabei war das Projekt zu dieser Zeit längst im Entstehen. Auch Rob Lowe wies 2017 in einem Interview darauf hin, dass er Hansons Werk der Zeit seiner Entstehung vorauseilend einstufe, und ich stimme zu. Nicht nur Quentin Tarantino sondern eben auch Joel und Ethan Coen, John Dahl, Alan Rudolph, David Lynch und Curtis Hanson setzten zu Beginn der 90er Jahre im Neo Noir Akzente, die das Thrillerkino des Jahrzehnts grundsätzlich veränderten. Todfreunde – Bad Influence ist ein knackiger und biestig konsequenter Film, dessen Kameraarbeit, Schauspiel und Plot bis heute von A bis Z stimmig und kein bisschen angestaubt wirken. Es gibt nicht viele Neo-Noir-Thriller der Ära, von denen sich das mit einem Abstand von 30 Jahren sagen ließe, sind die Igrendezien der Geschichte auch nicht per se originell. So bleibt meine einzige Beschwerde, dass Hanson das Talent Kathleen Wilhoites (Murphy's Law, USA 1986), die im Vorspann an fünfter Stelle genannt wird, in einer extrem undankbaren Mini-Rolle verschenkt.

 

Es gibt eine deutsche DVD (2003) der MGM Home Entertainment LLC. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch sehr gut und mit der original englischen Tonspur und Synchronisationen auf Deutsch, Italienisch, Französisch und Spanisch sowie optional mit Untertiteln auf Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Portugiesisch, Ungarisch und Französisch, dazu den Kinotrailer als Extra. Eine bild-und tontechnisch hochwertige Fassung liegt seit 2020 via Koch Media GmbH als BD und einzig als Media Book auch mit DVD vor, allerdings nur noch mit der englischen Tonspur und mit deutscher Kinosynchronisation und dazu optional deutschen Untertiteln, auch hier mit Kinotrailer und zusätzlich einem Booklet mit einem Filmessay von Thorsten Hanisch als Extras.

 


 

Neo Noir | 1990 | USA | Curtis Hanson | James Spader | Kathleen Wilhoite

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.