Clockers

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Bewertung
****
Originaltitel
Clockers
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1995
Darsteller

Harvey Keitel, John Turturro, Delroy Lindo, Mekhi Phifer, Isaiah Washington

Regie
Spike Lee
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
128 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Clockers-Poster-web1.jpg Clockers-Poster-web2.jpg Clockers-Poster-web4.jpg Clockers-Poster-web5.jpg

© Universal Pictures

Gowanus Housing Projects im Stadtbezirk Brooklyn in New York: Der junge Afroamerikaner Ronald Dunham (Mekhi Pfifer), von allen mit seinem Spitznamen “Strike“ gerufen, läuft mit einer Plastikflasche Moose Milk über einen Platz zwischen den hochaufragenden Wohnblöcken und setzt sich… Die Beamten der New Yorker Mordkommission, Detective Rocco Klein (Harvey Klein) und Larry Mazzilli (John Turturro), fahren in einem schwarzen Plymouth Gran Fury durch die Gegend und zeigen die Präsenz der Staatsmacht. Aber im Lauf des Morgens hocken Strike und seine Kumpels, unter ihnen Scientific (Sticky Fingaz) und Go (Fredro Starr) auf den Parkbänken am Platz und streiten, wer unter den Rappern der Hard-Core-Szene der beste und wer im Grunde von Gestern sei. Schließlich wird es Strike zu viel und er weist sie an, sich auf ihre Posten zu begeben und sich ums Geschäft zu kümmern. Schon ist auch ein Kunde zur Stelle, eine Transaktion nimmt ihren Lauf, und Geld und “red caps“, ein Name für Crack, wechseln die Besitzer, als Go, der zur Straße hin Wache hält, auch schon das Anrücken der Cops verkündet. Die Polizisten schwärmen aus, greifen sich die ihnen bekannten Dealer und filzen sie mehr als gründlich. Während der Prozedur sieht Strike, dass seine Mutter Gloria (Frances Foster) von einem Fenster ihrer Wohnung die Szene beobachtet. Aber sie ist nicht die einzige. Auch Rodney Little (Delroy Lindo), für den Strike und seine Jungs arbeiten, fährt langsam vorbei und hat sie fest im Blick…

 

“Lee took Price’s mythic story and mixed it with some of the ideas and style of Scorsese’s Mean Streets. Casting Harvey Keitel, making some of his characters almost saints, as Scorsese had done, lighting the bars red”, heißt es bei Moviedromer über diesen Neo Noir von Spike Lee, und so wundert es kaum, dass tatsächlich Martin Scorsese die Rolle des Produzenten übernahm. Der Slangausdruck “Clockers“ meint jene Drogendealer in Brooklyn, die rund um die Uhr arbeiten, um ihre Ware unters Partyvolk und an die Süchtigen zu bringen. Einer von ihnen, der in der Gunst des Drogenbarons Rodney Little hoch aufgestiegen scheint, ist Ronald “Strike“ Dunham. Es ist faszinierend zu sehen, wie er in der Gruppe die Abläufe des Verkaufs so koordiniert, dass der Geschäftsbetrieb reibungslos funktioniert, aber jede Polizeikontrolle ihn und seine Kollegen von der Parkbank, wo sie bekanntermaßen auf Kundschaft warten, drogenfrei vorfindet. Doch wird Strike von so macherlei geplagt, unter anderem von seinem Konkurrenten Darryl Adams (Steve White). Zudem leidet er an einem Magengeschwür, und dass er sich den 12-jährigen Tyrone “Shorty“ Jeeter (Peewee Love) als unverdächtigen Laufburschen heranziehen möchte, erweist sich als folgenschwerer Fehler, denn sowohl dessen Mutter Iris (Regina Taylor) als auch der afroamerikanische Police Officer André (Keith David) stellen sich dem Ansinnen unmissverständlich in den Weg. Clockers ist ein komplexer Film, der mit einer Spielzeit von über 2 Stunden und allzu vielen Rollencharaktere und deren Beziehungen zueinander eine fast epische Anlage aufweist. Im Kino war dem Film kein Erfolg beschieden, und auch im Kontext des Neo Noirs der 90er Jahre wurde er erstmals von dem Filmwissenschaftler Professor William B. Covey in dessen Essay The Genre Don’t Know Where It Came From: African American Neo-Noir Since The 1960’s (2003) dem Filmstil zugeordnet.

 

“Don’t you want to go some place you've never been before? I mean, you love trains, but you've only ridden the subway.” Das ist eine andere Sprache als die des klassischen Film Noirs der 40er und 50er Jahre. Und doch ist es die Sprache seiner zentralen Figuren, die auch Spike Lees Film für den Connaisseur des Erzählkinos zu einem Genuss werden lässt. Richard Price, Autor der gleichnamigen Romanvorlage (EA 1992) und Co-Autor des Drehbuchs, ist in Brooklyn geboren, Spike Lee ist dort aufgewachsen. Clockers ist ein Film über die Spannungen innerhalb der afroamerikanischen Gemeinde und ebenso diejenigen zwischen ihr und den weißen Polizeibeamten, die teils wie Zoowärter auftreten und über ihre New Yorker Mitbürger, ob lebend oder tot, mit einem Zynismus zu reden wissen, der einen sprachlos werden lässt. Dennoch versucht Lee, auch seine Gesetzeshüter nicht nach Schema F darzustellen, obgleich der von John Turturro, Gegenpart zum gesetzestreuen und von Gerechtigkeit angetriebenen Police Detective Rocco Klein (Harvbey Keitel), verkörperte Detective Larry Mazilli deutlich zu blass ausfällt. Die Kameraarbeit des seinerzeit 26 Jahre jungen Malik Hassan Sayeed erinnert an diejenige des mit dem Hongkong-Thriller populär gewordenen Australiers Christopher Doyle (Chungking Express, HK 1994), doch tut das dem Vergnügen an seiner vor allem in Nachtszenen bestechenden Bildsprache keinen Abbruch. Letztendlich empfehle ich Clockers, weil er im Kanon des afroamerikanischen Neo Noirs eine ureigene Dramaturgie zum Tragen bringt und das mit Erfolg. Der Film hat im Werkskanon Spike Lees seinen festen Platz und überzeugte mich auch 25 Jahre nach Entstehung.

 

Es gibt eine je hochwertige deutsche BD (2013) oder auch DVD (2001) der Universal Pictures International Ltd., die lediglich grafisch unattraktiv gestaltet wurde, ansonsten aber bietet, was es braucht. Der Fim selbst ist bild- und tontecvhnisch topp, ungekürzt und im Originalformat enthalten, dazu die original englische Tonspur (ein Muss!) und optional die deutsche Kinosynchronisation, - bei der BD zudem Portugiesisch - desweiteren Untertitel auf Englisch, Deutsch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und Finnisch, bei der BD nur Polnisch und Englisch, den US-Kinotrailer und ein 4-seitiges Booklet mit Produktionsnotizen als Extras.

 


Neo Noir | 1995 | USA | Spike Lee | Delroy Lindo | Harvey Keitel | John Turturro | Keith David | Mike Starr | Paul Calderón

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