Narrow Margin - 12 Stunden Angst

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Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Narrow Margin
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1990
Darsteller

Gene Hackman, Anne Archer, James Sikking, M. Emmet Walsh, J.T. Walsh

Regie
Peter Hyams
Farbe
Farbe
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Los Angeles, Kalifornien, in einer verregneten Nacht: Carol Hunnicut (Anne Archer) hat sich auf Drängen von Freunden zu einem Blind Date im renommierten Four Seasons Hotel überreden lassen. Dort trifft sie zum Abendessen den New Yorker Rechtsanwalt Michael Tarlow (J.T. Walsh), obwohl die Verlagslektorin für so etwas sonst wenig übrig hat. Die beiden warten in der Bar auf ihre Tischreservierung, als ein Hotelpage (Dana Still) auf Tarlow zutritt. Jener muss in seinem Hotelzimmer ein Telefonat entgegen nehmen, was ihm etwas peinlich ist. Carol entscheidet sich jedoch, ihn zu begleiten, anstatt in der Halle zu warten. In der Suite angekommen, begibt sie sich ins Badezimmer, indessen Michael Tarlow feststellt, dass sein Telefonpartner nicht am Apparat ist. Plötzlich klopft es an der Tür und Leo Watts (Harry Yulin) und Jack Wootoon (Nigel Bennett) treten ein, was Tarlow überrascht. Der Gangster Watts konfrontiert seinen Anwalt damit, dass dieser Geld veruntreut und in die eigene Tasche gewirtschaftet habe. Er kündigt an, die Beziehung zu ihm zu beenden, doch just als die Besucher gehen wollen, dreht sich Wootoon um und erschießt Tarlow mit zwei gezielten Schüssen. Carol Hunnicut hat es aus dem Dunkel des angrenzenden Flurs beobachtet und sackt hinter der Tür zusammen, bevor sie 1 ½ Stunden später das Apartment verlässt… Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Robert Caulfield (Gene Hackman) ist seit Jahren auf den Fersen von Leo Watts. Im Fall des ermordeten Michael Tarlows kommt Sergeeant Dominick Benti (M. Emmet Walsh) mit einer sensationellen Entdeckung zu ihm, die die Ermittler schon bald auf die Spur von Carol Hunnicut bringt…
 
“You know what I like about you? You're tall.“ Peter Hyams ist kein ambitionierter oder gar risikofreudiger Autor, Regisseur und Kameramann in Personalunion. Er ist ein solider Handwerker im Dienst der Filmstudios, für die er arbeitet, und das Ergebnis solcher Arbeit ist mal mehr, mal weniger überzeugend. Hyams schätzt klassische Thriller und den Film Noir. Schon früh hat er ihn mit Die falsche Schwester (USA 1976) einmal überaus gelungen parodiert. Später brachte er mit Gegen jeden Zweifel (USA 2009) ein missglücktes Remake von Fritz Langs Jenseits allen Zweifels (USA 1956) ins Kino. Zeitlich dazwischen liegt Narrow Margin - Zwölf Stunden Angst, sein Remake von Richard Fleischers Film-Noir-Klassiker Um Haaresbreite (USA 1952) mit Charles McGraw und Marie Windsor. Und in dem Fall hat Regisseur Peter Hyams, der auch das Skript aus der Feder Earl Feltons bearbeitete und modifizierte, gleich zu Beginn etwas richtig gemacht – er verpflichtete für die Hauptrolle Gene Hackman. Die Art und Weise, wie der Schauspieler und Oscar-Gewinner sich den eher durchschnittlichen Thriller anverwandelt und mit ihm auf und davon prescht, ist großartig. Hackman weiß genau, wie er mit seiner Präsenz umgehen, wie er sie dosieren und takten muss. Und so gibt es auch in Narrow Margin - 12 Stunden Angst keine Spur von Over-Acting. Gene Hackmans stellverteretender Bezirksstaatsanwalt Robert Caulfield ist im Gegenteil einer der für ihn so typischen Durchschnittsmenschen, der sich einer extremen Situation gegenüber sieht und auf nichts und niemanden vertrauen kann als auf sich selbst. Genau hier bewegen sich sowohl McGraw im Original als auch Hackman im Remake auf Film-Noir-Territorium.
 
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© Koch Media GmbH
 
Als Narrow Margin - 12 Stunden Angst im September 1990 in die Kinos kam, hagelte es in den USA Verrisse. Historisch lässt sich das nachvollziehen. Die  Filmindustrie der Achtziger hatte sich in Zeiten von George Lucas und Steven Spielberg technisch voran bewegt. Mit Blick auf seine Geschichten schien gerade das Thriller- und Neo-Noir-Kino aber auf der Stelle zu treten, waren Leute wie David Lynch, John Dahl oder Joel und Ethan Coen auch die Ausnahmen. So war der Journaille Peter Hyams’ Film-Noir-Remake einfach zu konventionell, um für frischen Wind zu sorgen. Tatsächlich sind das auf Action ausgerichtete Finale und der abrupte Schluss zwei Schwachpunkte des Films, die den Gesamteindruck beeinträchtigen und sich vom Original unterscheiden. Dennoch folgte auch Hyams seinerzeit einem Trend. So hatten Annabel Jankel und Rocky Morton just den Film Noir Opfer der Unterwelt (USA 1950) als D.O.A.- Bei Ankunft Mord (USA 1988) neu verfilmt. Jack Nicholson brachte mit Die Spur führt zurück (USA 1990) die Fortsetzung zu Roman Polanskis Chinatown (USA 1974). Und bis zu Kiss Of Death (USA 1995) und Die Kehrseite der Medaille (USA 1995) gab es in der ersten Hälfte der Neunziger viele Remakes klassischer Film Noirs. In der sich heute ausbreitenden Katerstimmung bezüglich des ab 1992 einsetzenden Paradigmenwechsels via Quentin Tarantino & Konsorten ist die handwerkliche Klasse eines Films wie Narrow Margin - 12 Stunden Angst heute schon wieder Ausweis seiner Qualität. Vier Sterne bekommt er hier dank Gene Hackman, ohne den er nicht wäre, was er ist. Ihn sich einmalig anzuschauen, lohnt sich allemal.
 
Erstklassige DVD-Edition (2002) der Studiocanal GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Englisch oder Deutsch, optional Untertitel auf Deutsch, Norwegisch, Holländisch, Dänisch, Finnisch und Schwedisch, einen Audiokommentar von Peter Hyams, ein Featurette, ein Behind The Scenes und den Kinotrailer als Extras.
 

 

Neo Noir | 1990 | USA | Peter Hyams | Gene Hackman | Harris Yulin | J. T. Walsh | James Sikking | M. Emmet Walsh

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