Tomorrow You’re Gone

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Tomorrow You’re Gone
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller

Stephen Dorff, Michelle Monaghan, Willem Dafoe, Tara Buck, Robert LaSardo

Regie
David Jacobson
Farbe
Farbe
Laufzeit
92 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Cleveland Ohio: Nach vier Jahren im Gefängnis kommt Charlie Rankin wieder auf freien Fuß. In der Zeit seiner Gefangenschaft stand er unterm besonderen Schutz eines Mannes, der nur Buddha (Willem Dafoe) geheißen wird, und der ihn  auch nach seiner Entlassung unter die Fittiche nimmt. In einer Bar, die dem Buddha gehört, besorgt ihm der Barkeeper Ornay Corale (Robert LaSardo) ein Zimmer, das einer Gefängniszelle nicht mal unähnlich ist. Als Charlie in der Badewanne liegt, hört er aus dem Nebenraum einen Streit. Eine Frau wird von einem Mann terrorisiert und Charlie erinnert sich… Da sitzt plötzlich der Buddha neben ihm und macht dem in der Wanne liegenden ex-Häftling klar, was er von ihm erwartet. Schon in einem chiffrierten Brief, den er Charlie ins Gefängnis sandte, war davon die Rede, dass jener für ihn, den Buddha, einen Mann namens Chaney (Kerry Rossall) beseitigen solle. Er überreicht Charlie den Schlüssel zu einem Schließfach am örtlichen Busbahnhof. Mit einigen Tricks bemächtigt jener sich der enthaltenen Tasche, darin er mehrere Bündel Geldscheine und einen großkalibrigen Revolver findet. Charlies erster Weg führt ihn zu einem Laden für Second-Hand-Klamotten, wo er sich Schuhe, Kleidung und Ausrüstung aus Beständen der US-Armee zulegt. Danach macht er sich im Bus auf den Rückweg, als er plötzlich von einer Frau (Michelle Monaghan) auf seine Schuhe angesprochen wird. Die hübsche Florence Jane lädt Charlie, der sich ihr als Samson vorstellt, spontan zu sich nach Haus ein…
 
“Tomorrow You’re Gone may be a good title for a modern-day film noir, but (…) this would-be thriller directed by David Jacobson is as boring as it is baffling”, heißt es in Frank Schecks Kritik für The Hollywood Reporter. Und: “The story is too unfocused, the performances too detached, and the whole effort provides too little reward for the investment of your time in watching”, schlussfolgert Michael Reuben für Blu-ray.com. Es ist leider richtig. Dabei gibt es gute Schauspieler, eine gute Kameraarbeit und sogar gute Sequenzen, die mit Liebe zum Detail und mit Blues von Hasil Adkins, Screamin’ Jay Hawkins, und Link Wray reichlich Neo-Noir-Atmosphäre kreieren. Aber das Ganze findet in seinem David-Lynch-getriebenen Manierismus, der dem Zuschauer ein Puzzlespiel vermeintlicher Rückblenden und Traumsequenzen überlässt, nicht ansatzweise zu einem kohärenten Ganzen. Vielmehr ist die Geschichte, sofern vorhanden, schlicht keine, die Interesse weckt - weder mit Blick auf die Handlung noch mit Blick auf ihre Charaktere. Sicher, Charlie Rankin ist ein für den Film Noir typischer Down-and-Out-Charakter, ein aus dem Gefängnis frisch entlassener Außenseiter, wie wir ihn von Eddie Rice (John Payne) in Herr der Unterwelt (USA 1949) bis zu Foley (Samuel L. Jackson) in Der Samariter - Tödliches Finale (CAN 2012) häufig präsentiert bekamen. Und Stephen Dorff macht seine Sache keinesfalls schlecht. Aber der mundfaule, passive und wie ein trotziger Teenager agierende Charlie ist weder vielschichtig noch in nur einer einzigen Hinsicht aussagekräftig. Da ist Florence Jane, von Michelle Monaghan gut gespielt, schon spannender. Ihr maßloses Interesse an Charlie / Samson ist jedoch so wenig authentisch, dass ihre Figur von Anbeginn unglaubwürdig erscheint. Hier hilft nicht, dass sie unter Umständen nur in Charlies Fantasie existiert.
 
Wer in diesem Film ist real existent und wer ist Teil der Vorstellungen solch realen Charakters? Das könnte der Dreh-und-Angelpunkt in der Geschichte sein, David Lynchs Lost Highway (FRA/USA 1997) grüßt eh an vielen Stellen, aber leider wird auch hieraus nichts. Mir zumindest war es irgendwann egal, ob alles nur ein Traum des Buddhas oder ein solcher Charlies ist. Noch in der Hinsicht macht der Film keinen Schritt in die Richtung einer Relevanz für jene Geschichte, die er zu erzählen vorgibt, zudem ist der groß angekündigte Willem Dafoe im ganzen Film in lediglich 3 Szenen für insgesamt genau 5 Minuten sichtbar. So verliert man auf halber Strecke die Lust und das Interesse an einer in ihren ersten 10 Minuten noch vielversprechenden Ausgangslage. Hier zeigt der Film so etwas wie Potential oder gibt zumindest vor, ein solches entfalten zu können. Stattdessen wird das dünne Süppchen, das uns Autor Matthew F. Jones und Regisseur David Jacobson auftischen, nur immer noch dünner. Dass man die stets etwas abgedroschene ex-Con-Geschichte noch heute besser aufbereiten kann, beweist der in seinem Handlungsverlauf auffällig verwandte Few Options (USA 2011) von George A. Pappy jr. Und dass man hierzulande bei NEW KSM mit Tomorrow You’re Gone nichts anzufangen wusste, zeigen ein vollends sinnfreier deutscher DVD-Titel - The Honor of Killing - und ein bemüht reißerisches Presseinfo. Im Vergleich mit den Originalstimmen hat die deutsche Synchronisation den Esprit von Fernsehnachrichten, was dem eh zunehmend drögen Werk endgültig jeden Reiz nimmt. Lange Rede, kurzer Sinn: Finger weg!
 
Technisch sehr gute BD- und DVD-Editionen (2013) von NEW KSM mit dem Film bildtechnisch topp, ungekürzt und im Originalformat, dazu englischen Originalton und eine (stimmlich einschläfernde) deutsche Tonspur.
 

Neo Noir | 2012 | USA | David Jacobson | Stephen Dorff | Willem Dafoe | Michelle Monaghan

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