Schonungslos

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Price Of Fear
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller

Merle Oberon, Lex Barker, Charles Drake, Gia Scala, Warren Stevens

Regie
Abner Biberman
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Universal-International Pictures Inc.

Dave Barrett (Lex Barker) ist Miteigentümer einer Hunderennbahn, deren andere Hälfte gehört seinem Partner Lou Belden (Tim Sullivan). Am heutigen Abend steht auch Vince Burton (Philip Pine) auf der Tribüne und sieht seinen Favoriten verlieren. Doch er zerreißt seine Wettscheine mit einem Lächeln und sucht dann Barrett auf. Er informiert ihn darüber, dass Belden seine Anteile an der Hunderennbahn an seinen Chef, den Gangster Frankie Edare (Warren Stevens), verkauft habe, der ihn, Dave Barrett, in seinem Nachtclub Intermezzo zum Dinner erwarte. Barrett kann nicht glauben, was ihm Vince erzählt, dennoch begibt er sich mit jenem in Edares Club… Zur gleichen Zeit verlässt die reiche Geschäftsfrau Jessica Warren (Merle Oberon) den Domino Club, wo sie mit einigen Kollegen und Partnern einen lukrativen Geschäftserfolg feierte. Mit einem Schwips hinter dem Steuer ihrer Limousine braust sie gutgelaunt durch die Straßen der Stadt auf dem Weg nach Hause, nicht immer mit völliger Kontrolle über ihren Wagen… Als Dave Barrett im Intermezzo eintrifft, findet er Frankie Edare gutgelaunt vor einem Steak sitzen und erhält prompt eine Einladung zum Essen. Doch Barrett lehnt dankend ab und zeigt sich auch, nachdem ihm Edare den Vertrag über den Erwerb von Beldens Anteilen an der Rennbahn zum Lesen reicht, wenig kooperativ. In diesem Augenblick kommt Lou auf ihren Tisch zu, und Barrett springt auf, stellt sich seinem ex-Partner in den Weg und droht, sollten sie sich jemals wiedersehen, ihn umzubringen…

 

“I didn't ask for any favors.” – “I never do any favors, sweetheart. People do favors for me.“ Mitte der 50er Jahre sah man Ida Lupino in Die Bestie (USA 1956), Joan Crawford in Female On The Beach (USA 1955), Audrey Totter in Akte XP 15 (USA 1955), Lizabeth Scott in Im Schatten der Angst (UK 1956) und Barbara Stanwyck in Das war Mord, Mr. Doyle (USA 1956). All diese halbwegs unterhaltsamen, doch zweitklassigen Werke konnten den Rollen jener ausdrucksstarken Frauen in ihren Filmen der 40er und teils sogar 30er Jahren nicht das Wasser reichen und deuteten bereits deren Karriereende auf der Kinoleinwand an. Merle Oberon (Jahrgang 1911) sieht in diesem Film mit 44 Jahren noch immer tadellos aus, und dass ihr Filmpartner Lex Barker 8 Jahre jünger als sie selbst ist, entsprach dem Altersunterschied in Filmen der Zeit mit Bette Davis oder Joan Crawford. Zugleich wurde es der letzte Kinofilm mit ihr für die nächsten 7 Jahre, bevor sie in dem Drama Ohne Moral (USA 1963) an der Seite von Steve Cochran auftrat. Für ihre Rollen in Der Weg im Dunkel (USA 1935) und Stürmische Höhen (USA 1939) wurde Merle Oberon einst für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert. In Schonungslos zeigt sie nicht die mindeste Chemie mit Lex Barker und in einigen Szenen ist ihr Schauspiel unterdurchschnittlich. Leider erweist sich auch Lex Barker als eine schwache Besetzung für jenen zentralen Film-Noir-Charakter Dave Barrett, der hier doppelt hintergangen wird und um seine Existenz bangen muss, demgegenüber er völlig entspannt und stoisch von einer Szene in die nächste schreitet. Mitunter hat es den Anschein, Barker spiele überhaupt nicht; er ist einfach nur da und sagt seine Sätze auf, indessen ihn jeder der Nebendarsteller locker an die Wand spielt.

 

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© Universal-International Pictures Inc.

Besonders ärgerlich ist zudem, wie schlampig die Filmhandlung nach einem Drehbuch Robert Tallmans inszeniert wurde und wie sie daher unglaubwürdig wirkt. So gerät Barrett unter Mordverdacht, weil er seinen ex-Partner Lou Belden angeblich aus einem fahrenden Auto mit einem Gewehr (!) erschossen haben soll. Der Inhaber einer Pfandleihe (Konstantin Shayne) sagt aus, Barrett habe eine solche Flinte bei ihm erstanden, und später wird die Mordwaffe in einem Blumenkarton als Geschenk vermeintlich von Dave Barrett an Jessica Warren gesandt. Wozu? Das Gewehr trägt keine Fingerabdrücke Barretts, der es nie kaufte, und dergestalt als Präsent verpackt, muss es auf die Polizei eher verräterisch wirken, als dass es Barretts Schuld bewiese. Genau so fasst es Police Sgt. Pete Carroll (Charles Drake) auch auf, und für den Zuschauer ist es nur ein Rohrkrepierer der hanebüchenen Geschichte. Als kurz darauf Barrett mit Jessica auf der Suche nach dem Taxifahrer Johnny McNab (Stafford Repp) von dessen Ehefrau (Mary Field) erfährt, dass er die Stadt verlassen habe, müssen sie unverrichteterweise von dannen ziehen. Später erzählt Dave Jessica, dass McNab ihn kontaktiert habe, und sie sagt „But I thought he would...“, bevor sie sich unterbricht. Dave will sofort wissen, woher sie gewusst habe, dass McNab tot sei, dabei hätten sie beide annehmen müssen, dass McNab sich ohne Kenntis seiner Frau an einem unbekannten Ort verborgen halte und von Barretts Suche nach ihm nie etwas erfuhr… So eiert die lahme Farce eines Film Noirs von einer Szene zur nächsten, und es ist einzig der konsequenten Schlusssequenz zu verdanken, dass sie hier ganz knapp mit drei Sternen gewürdigt wird. Gesehen haben muss man Schonunglos trotzdem nicht.

 

Es gibt eine bild und tontechnisch restaurierte Fassung des Films als deutsche DVD (2017) via Pidax film media Ltd. und zwar mit dem Film bild und tontechnisch einwandfrei mit dem englischen Originalton (tontechnisch wesentlich besser) und der deutschen Kinosynchronisation, ungekürzt und Originalformat (von Universal Pictures einer der frühen Breitwandfilme in Schwarzweiß) mit einem 8 -seitigen Booklet samt Filmessay von Reiner Boller und dem integrierten Nachdruck der Internationalen Filmbühne sowie mehrere Kurzbiographien. Schöne Edition!

 


Film Noir | 1956 | USA | Abner Biberman | Charles Drake | Phillip Pine | Warren Stevens | Merle Oberon

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