Philo Vance Returns

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Bewertung
**
Originaltitel
Philo Vance Returns
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

William Wright, Vivian Austin, Leon Belasco, Clara Blandick, Ramsay Ames

Regie
William Beaudine
Farbe
s/w
Laufzeit
64 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 

Vor geladenem Publikum in einem Rundfunkstudio, das ihren Auftritt live überträgt, singt Virginia Berneaux (Ramsay Ames) von einem kleinen Orchester begleitet die Jazzballade Tell Me. Hinter dem hohen Glasfenster der Kabine für die Studiotechniker sitzen auch Virginia Berneauxs Manager Alexis Karnoff (Leon Belascoi) und der reiche Playboy Larry Blendon (Damian O’Flynn) ins Gespräch vertieft. Blendon scheint absolut fasziniert von der Sängerin, indessen ihm Karnoff erläutert, wie er ihr Talent schon frühzeitig erkannte und sie aktuell zu einem Star des Rundfunks aufzubauen gedenke. Der 35-jährige Millionär und Tunichtgut hat hingegen andere Pläne; er beabsichtigt die hübsche Frau zu ehelichen. Nach einem Abend, da Blendon und Berneaux in edlen Etablissements miteinander speisten, tranken und tanzten, fährt er die junge Frau um 1:00 Uhr morgens zu der riesigen Villa der Familie Blendon, darin inzwischen einzig und allein seine Großmutter Stella (Clara Blandick) wohnt. Die Hausangestellte Mary (Mary Scott) öffnet ihnen die Tür und informiert den Enkel, dass Stella noch im Salon sitze, nachdem ihr Larrys heutiges Fernbleiben Sorgen bereitete. Der Enkel stellt Virginia der Alten vor, doch als er sie als seine Braut benennt, reagiert Stella überrascht und verärgert. Ohne mit der Wimper zu zucken, zeigt sie Virginia ihre Fotogalerie der fünf Frauen, die Larry bereits zuvor in den Hafen der Ehe führte. Sie hasse Scheidungen, gibt die Alte unverblümt zu verstehen, denn solche kämen sie teuer zu stehen…

 

“The Philo Vance character here shares practically no traits with the earlier films or the books. For one thing he lives in a crummy hotel room (…) He also dresses in bad suits and has a working-class accent", schreibt Brian Naas in seinem Artikel The Philo Vance Films über solche B-Produktion der Producer’s Releasing Company (PRC), dessen Privatdetektiv im Titel auf 12 Romane des US-amerikanischen Kunstkritikers und Kriminalschriftstellers S.S. Van Dine zurückging, die zwischen 1926 und 1939 erschienen und enorm populär waren. Bereits im Jahr 1929 drehte die Paramount Pictures Corporation mit William Powell in der Hauptrolle The Canary Murder Case (USA 1929), den ersten von 15 Filmen um den Private Investigator Philo Vance, von denen Philo Vance’s Secret Mission (USA 1947) der letzte wurde. In den Büchern ist Vance ein reicher New Yorker Snob, ein Musik- und Literaturliebhaber, affektiert und schlau, dessen Spürsinn demjenigen der Polizeibeamten in seiner Stadt weit überlegen ist, weshalb sie Vances Hilfe suchen. Er ist ein Detektiv in der Tradition des Briten Sherlock Holmes, einer der die Aufklärung von Mordfällen scheinbar aus Zeitvertreib unternimmt. So ist interessant zu vermerken, dass Dashiell Hammett, der 1922 seine erste Kurzgeschichte und 1929 seinen ersten Detektivroman publizierte und als für den Film Noir zentraler Autor gilt, die Bücher S.S. Van Dines verabscheute. Hammetts Privatdetektiv Samuel Spade, in der Darstellung Humphrey Bogarts in John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) heute legendär, war in den 40ern neben Raymond Chandlers Philip Marlowe der neue Typus eines US-amerikanischen Private Eyes – unbürgerlich, weltweise, sarkastisch, meist pleite und längst nicht nur gesetzestreu. Ein Philo Vance der zweiten Hälfte der 40er, diagnostiziert Brian Naas völlig richtig, hatte sich seinerseits in einen Film-Noir-Typus verwandelt, der mit der Romanfigur nichts weiter teils als den Namen teilte. Jener gab allerdings dem Powerty-Row-Studio PRC die Möglichkeit beim Marketing für ihre Neuauflage des Filmcharakters mit Erinnerungen an die 30er zu punkten.

 

“You seemed to know too much about that poison.” – “Sure, sure, sure… I tried to kill her myself just for the fun and giving her the antidot.” William Wright oder Alan Curtis als Philo Vance, Hugh Beaumont als Michael Shayne und Tom Conway als Tom Lawrence aka ”The Falcon” – sie alle agierten als Privatdetektive, deren Ruhm und Ruf in die 30er zurückdatierte und die dank des Erfolgs des Film Noirs in B-Filmen eine Neuauflage erfuhren. Philo Vance Returns, der vorletzte von drei Versuchen von PRC mit dem alten Namen die Kasse erneut klingeln zu lassen, ist völliger Schrott. Das Drehbuch stammt von Robert E. Kent, indessen Buchautor S.S. Van Vine in Vor- oder Abspann nicht einmal genannt wird. Das Schauspiel ist immerhin durchschnittlich, doch die humorigen Einlagen, zu denen sich mancher B-Film eines Powerty-Row-Studios damals verpflichtet fand, sind grauenhaft bieder. Nach 15 Minuten gibt es drei Tote und null Trauer: Familienangehörige, Freunde und Hausangestellte sitzen oder stehen neben den Leichen und plaudern über ihre Mutmaßungen wie über Kochrezepte. Es ist einzig grotesk. Zwischen 1915 und 1976 drehte William Beaudine 300 Kinofilme plus 100 Kurzfilme oder Episoden für TV-Serien. William Wright (Impact, USA 1949), in den 40ern hin und wieder auch im Film Noir vertreten, starb 1949 mit nur 38 Jahren an Krebs.  Philo Vance Returns kann (sollte) man sich getrost schenken. Solche 64 Minuten Lebenszeit lassen sich weit besser investieren.

 

Nur in den USA gab es via Mr. Fat-W Video eine DVD-Ausgabe (2013) des in der Public Domain befindlichen Films mit dem Werk ungekürzt im Originalformat, allerdings in bild- und tontechnisch miserabler Qualität, also ohne jegliche Restauration sowie ohne Untertitel und ohne Extras.

 


 

Film Noir | 1947 | USA | William Beaudine | Frank Wilcox | William Wright | Iris Adrian | Ramsay Ames

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