schweigende Dunkel, Das

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Silent Dust
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Sally Gray, Stephen Murray, Derek Farr, Nigel Patrick, Beatrice Campbell

Regie
Lance Comfort
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Verlag für Filmschriften Christian Unucka 

Zum Gedenken an seinen im Februar 1945 im Rang eines Leutnants an der Front gefallenen Sohn Simon Rawley (Nigel Patrick) lässt der reiche Robert Rawley (Stephen Murray) einen Sportpavillon bauen. Als er heute mit seiner ehemaligen Sekretärin und jetzigen Ehefrau Joan (Beatrice Campbell) die Baustelle besucht, erklärt ihm der dort tätige Vorarbeiter (George Woodbridge), dass einer der Männer einen Unfall gehabt habe, was den ungeduldigen, mürrischen Rawley zusätzlich verärgert, dann aber zur Herausgabe einiger Pfundnoten für den Verletzten nötigt. Seine Frau macht dem Blinden auf der Rückfahrt einige Vorwürfe, hofft aber, dass auch ihre Ehe nach Einweihung des Pavillons sich wieder bessern möge… Indessen bricht Lord Clandon (Seymor Hicks) mit seinem Dreirad zum Landsitz der Rawleys auf, um mit dem dortigen Hausherrn ein Wort zu wechseln. Er wird unterwegs von dem Polizisten Pringle (James Hayter) angehalten, dier ihn darauf aufmerksam macht, dass man einen gewalttätigen Autodien suche. Schließlich erreicht Clandon auf seinem Gefährt Rawleys Anwesen. Haushälterin Nellie (Yvonne Owen) öffnet ihm die Tür und informiert ihn darüber, dass lediglich Joan Rawley zu sprechen sei. Die Hausherrin sitzt am Klavier und ist erst einmal irritiert über den Besuch; Robert Rawley lebt isoliert unter den Einheimischen, nachdem er von Leeds aus in die Gegend zog. Als jener sich beim Weg vom Garten ins Haus an Clandons Dreirad stößt, ist er erneut missgelaunt, als er seinem Besucher gegenübertritt…

 

“I was too young to die… so, I didn’t.“ In seinen ersten 22 Minuten plätschert der Film geruhsam vor sich hin, weit entfernt von den Stilelementen oder den Themen eines Film Noirs. Doch dann bricht die Nacht herein und urplötzlich ändert sich der Ton, in dem Fall die Musik, und auch das Bild, was der Zuschauer vom Haushalt der Rawleys erhält. Ein lange verschollenes Mitglied, ein seit über 3 Jahren totgeglaubter Leutnant der britischen Armee, Simon Rawley, kehrt im Schutz der Dunkelheit in ein Haus zurück, darin er niemals lebte. Doch er entpuppt sich als das Gegenteil dessen, was seine Familie und damit auch der Zuschauer über ihn dachten… Der auf dem Theaterstück The Paragon (EA 1948) der Brüder Roland and Michael Pertwee basierende Film wurde von Comfort temporeich inszeniert und ist mit exzellenten Dasrstellern besetzt. Michael Pertwee schrieb selbst das Drehbuch; er lieferte im gleichen Jahr zudem die Erzählung und das Drehbuch zu Daniel Birts Film Noir Das Ende einer Reise (UK 1949). In Das schweigende Dunkel brillieren Stephen Murray als unsympathischer, blinder Witwer und Vater seines durch und durch egoistischen und niederträchtigen Sohnes Simon. Die im Grunde einfache Geschichte lebt von ihrer durchdachten Konstruktion. Durch eine Rückblende, darin vor allem die Diskrepanz des Ich-Erzählers und der Bilder auffällt, und durch fein gezeichnete Nebenfiguren wird auch die Gefahr einer zu bühnenhaften Wahrnehmung des Films mehr oder minder vermieden. Und die Schlinge zieht sich zu, aus einer falschen Identität und Betrug, die eh eine blutige Spur nach sich zog, wird schließlich Mord.

 

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“There’s a great deal of darkness in the tale (…) and it’s reflected in some superbly noirish cinematography”, schreibt John Grant für Noirish über die gewohnt exzellente Kameraarbeit Wilkie Coopers. Bemerkenswert ist auch der Eindruck der Altersunterschiede, den die Darsteller zu vermitteln wissen. Stephen Murray ist in der Rolle des Vaters eines Sohnes in der Darstellung durch Nigel Patrick de facto vier Monate jünger als letzterer, wirkt im Film aber wie eine ganze Generation entfernt. Dies gilt auch für die lediglich vier Jahre jüngere Sally Gray und für seine Ehefrau im Film, porträtiert durch Beatrice Campbell, die immerhin fast 10 Jahre jünger als Murray war. Nicht allein Maskenbild oder die Tatsache von Gehstock und Erblindung sind die Ursache dessen, sondern vor allem das exquisite Schauspiel Stephen Murrays. Auch Finale und Schlusspunkt, obgleich nicht zur Gänze glaubwürdig und teils übertrieben dramatisch, sind in ihrer Bigotterie und Ambivalenz bemerkenswert. Regisseur Lance Comfort hatte nach Bedelia (UK 1946), Hafen der Versuchung (UK 1947), Tochter der Finsternis (UK 1948) mit Das schweigende Dunkel seinen vierten Film Noir in Serie vorgelegt. Jeder davon lief auch im Deutschland der Nachkriegsjahre, doch sind sie heute hierzulande so gut wie vergessen. Sowohl mit Stephen Murray als auch mit Derek Farr arbeitete Lance Comfort in der 50er Jahren erneut zusammen, aber an die Qualität dieser vier Filme der 40er konnte er nicht mehr anknüpfen.

 

Bild- und tontechnisch einwandfrei restaurierte englische DVD-Edition (2014) von Network in Koopperation mit Studiocanal Films Ltd. und mit dem Film ungekürzt und im Originalformat, dazu die original englische Tonspur ohne Untertitel, den Kinotrailer als Extra.

 


Film Noir | 1949 | UK | Lance Comfort | Wilkie Cooper | Derek Farr | Nigel Patrick | Sally Gray

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