Straße des Terrors

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Crashout
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

William Bendix, Arthur Kennedy, Luther Adler, William Talman, Gene Evans

Regie
Lewis R. Foster
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Bei einem massenhaften Ausbruch aus einem in Colorado auf dem Land gelegenen Gefängnis gelingt es 38 Häftlingen unter Führung Van Morgan Duffs (William Bendix) in die sie umgebende Wildnis zu entkommen. Aber nur die wenigsten bleiben am Leben. Nachdem die Gefangenen selbst einige der Wärter erschossen haben, veranstalten die übrigen eine Treibjagd und hetzen die Flüchtigen wie Karnickel, um sie mit Gewehren und Maschinenpistolen niederzuschießen. “The warden said dead or alive, and he didn't say which,” weist der zuständige Leiter (Morris Ankrum) seine Leute an und gibt ihnen die Lizenz zu töten. Auch Duff wird verletzt, gelangt jedoch mit knapper Not in den von außen verborgenen Stollen einer alten Silbermine, der als Versteck vereinbart wurde. Dort erwarten ihn die die fünf übrigen Häftlinge, die es bis hierher schafften – Bankräuber Joe Quinn (Arthur Kennedy) und die wegen Mordes infaftierten Herren Pete Mendoza (Luther Adler), Maynard Collins (Gene Evans), Billy Lang (Marshall Thompson) und der als “Reverend Remington“ bekannte Swanee Rawlins (William Talman). Duff ist nicht begeistert von der Anwesenheit Joe Quinns, den er nicht mag und in den Plan nicht eingeweiht hatte, doch in Anbetracht der Lage sind sie aufeinander angewiesen. Duff weist die Anderen an, drei Tage in dem feuchten Loch auszuharren, bevor sie sich nach dem Abzug der uniformierten Bluthunde die Flucht wagen. Doch bald steht fest, dass er selbst fürs eigene Überleben einen Arzt braucht…

 

”It take all kinds to make a world… especially suckers!“ Dieser rasante und schonungslose Film Noir zeugt ebenso wie Robert Aldrichs Rattennest (USA 1955) und Stanley Kubricks Die Rechnung ging nicht auf / Killing (USA 1956) vom Ende der McCarthy-Ära. Nur ganz oberflächlich und fast schon so zynisch desillusioniert wie seine Protagonisten bedient das Drehbuch die Anforderungen der Zensurbehörde. Ansonsten herrschen in der USA dieser Filmhandlung blanker Sozialdarwinismus und tiefgreifendes Scheitern vor. Interessant sind hierbei auch die zentralen Frauenfiguren, einmal die auf dem Konservatorium gescheiterte angehende Sängerin (Gloria Talbot), die Billy Lang im Zug kennenlernt und die mit ihrem Handkoffer in den Schoß der Familie zurückkehrt. Ihr folgt später die mit einem unehelichen Kind gesegnete Alice Mosher (Beverly Michaels), die den Sohn als Kind einer verstorbenen Freundin ausgibt; auch sie wirkt auf der Farm ihrer eigenen Mutter als im Leben gescheitert. Vor allem aber sind es wie im Fall der oben genannten Filmwerke nicht die äußeren Einflüsse einer präzise und intelligent agierenden Polizeibehörde, die den Niedergang der flüchtigen Strafgefangenen und ihren Untergang bewirken, sondern deren von Habgier und Niedertracht zerfressene Persönlichkeiten. Der Mord ist zumindest für einige unter ihnen ein probates Mittel, um ein Problem schlicht zu beseitigen, so dass sie einander bald misstrauen und sich belauern. Dass genau dies zu einer Tour de force gerät, verdankt Straße des Terrors einem knackigen Drehbuch, einer punktgenauen Regie und vor allem anderen einer Riege exzellenter Darsteller, die das Niveau bis in kleinste Nebenrollen hinein sichtbar hoch hält.

 

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William Bendix und Arthur Kennedy sind herausragende Charakterdarsteller ihrer Zeit. Beide blickten zum Zeitpunkt des Drehs von Straße des Terros auf exakt 15 Jahre Filmgeschichte zurück und beide liefern in solcher B-Produktion im Alter von jeweils 49 (Bendix) bzw. 41 Jahren (Kennedy) eine Spitzenleistung ab. Ich kenne keinen Film Noir mit William Talman, der nicht wegen seiner Präsenz einen Tick besser ist, als er es ohne ihn wäre, doch wie Bendix und Kennedy versank er bald in einer Vielzahl von TV-Produktionen, wo er stets die zweite, dritte Geige spielte. Film Noirs, die im Gefängnis angesiedelt waren oder den Ausbruch thenmatisierten, hatten zum Ende der McCarthy-Ära in den USA ungebrochen Konjunktur. Nach Don Siegels Terror in Block 11 (USA 1954), von dem sich Straße des Terrors in seinen ersten Sequenzen einige Einstellungen borgt, folgte im gleichen Jahr Blutgeld (USA 1955), darin einmal mehr William Talman zu sehen war. Vermutlich waren die für ihre Zeit brutalen Filme für ein Massenpublikum zu deprimierend, um länger im Gedächtnis der auf Genuss und Eskapismus getrimmten 50er Jahre haften zu bleiben. Zugleich genügten sie nicht dem erst in den 60er Jahren durch junge Regisseure definierten Anspruch von Film als Kulturgut. So werden einige dieser B-Produktionen im Zug der aktuellen Vermessung ihres Filmzeitalters wiederentdeckt und neu bewertet. Straße des Terrors gehört allemal zu den Werken, an denen Freunde klassischen Film Noirs Gefallen finden dürften.

 

In den USA liegt der Film unterm Originaltitel Crashout via Olive Films in jeweils einer bild- und tontechnisch exzellent restaurierten BD- und DVD-Edition (2013) vor, ungekürzt und im Originalformat, allerdings ohne Untertitel und ohne Extras.

 

Film Noir | 1955 | USA | Lewis R. Foster | Russell Metty | Arthur Kennedy | Luther Adler | Marshall Thompson | Morris Ankrum | Tom Dugan | William Bendix | William Talman | Beverly Michaels

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