Dorothy McGuire, Stephen McNally, Mary Murphy, Edgar Buchanan, John Howard
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In Candlewood, New Mexico, fährt in einer Sommernacht, da die Zikaden zirpen, eine dunkle Limousine vor und parkt. Ein Mann in Trenchcoat und mit Fedora (Stephen McNally) steigt aus und bleibt vor dem Haus von Crystal Benson (Dorothy McGuire) stehen. Er blickt zum Fenster hinauf, von dem er annimmt, dass es dasjenige ihres Schlafzimmers sei… Tatsächlich wälzt sich in ihrem Bett die Chefredakteurin der örtlichen Tageszeitung The Pony Express in einem unruhigen Schlaf. Als sie aufwacht, schaltet sie die Nachttischlampe ein, nimmt zwei Schlaftabletten ein, die sie mit einem Schluck Wasser runterspült, und versucht wieder einzuschlafen. Indessen öffnet ihr Besucher die unverschlossene Haustür und geht langsam die Treppe in den ersten Stock empor. Den dunklen Korridor entlang erreicht er zielstrebig das Schlafzimmer, tritt ein und betrachtet die inzwischen wieder schlummernde Crystal Benson vom Fußende ihres Bettes aus. Letztere erwacht plötzlich aus ihrem nur leichten Schlaf, vernimmt das Zuschnappen einer Tür und schaltet die Nachttischlampe an, bevor sie in aller Hast in Hausschuhe und Morgenmantel schlüpft. Niemand ist im Zimmer, niemand im Korridor, den sie jetzt eiligst bis zum Treppenabsatz entlanggeht. Sie späht hinunter, tritt auf die Treppe. Auf halber Höhe vernimmt sie erneut ein Geräusch. Unten angekommen, schaltet sie das Wohnzimmerlicht an; draußen entfernt sich ein Auto. Die alleinerziehende Mutter ihrer Tochter Randy (Mary Murphy) tritt auf die Veranda und späht in die Dunkelheit...
“A film noir about a family threatened by an abusive husband (…) fast-paced and well-acted, but its story is too far-fetched to be completely convincing”, schreibt Dennis Schwartz und fällt damit ein vergleichsweise mildes Urteil. Eine 37-jährige Dorothy McGuire wiederholt (zumindest zu Teilen) ihre Rolle aus Robert Siodmaks Die Wendeltreppe (USA 1946). Ein 42-jähriger Stephen McNally wiederholt seine Rolle aus Michael Gordons Dein Leben in meiner Hand / Frau auf der Flucht (USA 1950). Drehbuchautor Warren Duff (The Fallen Sparrow, USA 1943) hatte sich im Film Noir einen Namen erworben, doch seine Adaption des gleichnamigen Romans (EA 1950) von Gordon und Mildred Gordon (Der letzte Zug, USA 1962) ist eine fade und scheinheilige Angelegenheit, wie sie für die USA der McCarthy-Ära typisch genannt werden darf. Als Crystal Benson erfährt, dass ihr ex-Ehemann Steve Blackford (Stephen McNally) nach 18 Jahren Haftstrafe wegen Mordes entlassen wird, trifft sie hinsichtlich ihrer eigenen Sicherheit und der ihrer 18-jährigen Tochter Randy, deren Vater Steve Blackford ist, einige Vorkehrungen. So gibt sie John Hackenthal (Ron Hagerthy), dem Freund ihrer Tochter, einen Briefumschlag mit 4000,- US-Dollar zur Aufbewahrung, falls ihr etwas zustoßen solle. Von Sheriff Lafe (Edgar Buchanan) lässt sie sich, ohne einen Grund zun nennen, eine Pistole aushändigen. Grund zur Sorge hat sie jedoch, denn Blackford wurde für den Mord an Crystal verurteilt, nachdem man nach einer Explosion in seinem Apartment eine verkohlte Frauenleiche fand. Seinerzeit waren Richter und Jury überzeugt, dass der Gangster seine Ehefrau zum Schweigen gebracht habe, die sich indessen in New Mexico eine neue Existenz aufbaute. So erscheinen die Rachegelüste des Mannes, der zuvor auch einen Polizisten ermordet hatte, noch uns Zuschauern zumindest nicht völlig unverständlich. Zudem tut Crystal alles, um ihre Vergangenheit, jene 19-jährige Xena Hale, als welche sie in Chicago einst den Gangster Steve Blackford heiratete und von ihm schwanger wurde, vor den Bewohnern Candlewoods weiterhin geheimzuhalten. Als Blackford sich ihr und Randy zu erkennen gibt, stellt sie ihn sowohl der Tochter als auch den Bürgern der Stadt als ihren Bruder vor. Spätestens hier wird es grotesk.
"Wether they use it as some kind of ritual burial place or some sort of religious ceremony, we don’t know.” – “It’s a perfectly wonderful hole.” In einer von Indianern in den Felsen gehauenen Anlage findet Archäologe Josh Blake (John Howard), Crystals Liebhaber, eine Höhle von unabsehbarer Tiefe. Aber auch damit fängt die im Mittelteil wenig konsistente und zähe Handlung, während der sich Steve und Crystal in je mörderischer Absicht umkreisen, zuletzt nicht wirklich viel an. Es lässt sich kaum verbergen, dass zu viele Klischees und teils grausam dröge Dialoge – die Beziehung Randys und Johns ist schlicht eine Verballhornung von Teenagern der Zeit – das Drehbuch zur Schwachstelle des Films werden lassen, der nach den ersten 15 Minuten unaufhaltsam im Mittelmaß versinkt. Barbara Stanwyck spielte mit 38 Jahren in Billy Wilders Film Noir Frau ohne Gewissen (USA 1944) die Femme fatale Phyllis Dietrichson und sah für ihr Alter fantastisch aus. Dasselbe lässt sich von Dorothy McGuire sagen, doch kann all ihr Talent gegen das banale Skript nichts ausrichten. Auch Stephen McNally war als Bösewicht oder als Menschenfreund ein jeweils solider Darsteller, doch geht er gleichermaßen unter. Über Beeil dich zu leben muss der Freund der Filmklassik sich zu guter Letzt nicht ärgern. Zu jubeln gibt es aber auch nichts. Fazit: Kann man sich anschauen, muss man aber keinesfalls gesehen haben.
Als eine B-Produktion der Republic Pictures, zumal der letzte Spielfilm von Regisseur William A. Seiter (Borderline, USA 1950), erschien das Werk unter seinem Originaltitel Make Haste To Live als Blu-ray disc (2024) der Kino Lorber Studio Classics in der 3-BD-Box Film Noir: The Dark Side Of Cinema XX, bild- und tontechnisch restauriert, ungekürzt und im Originalformat inklusive des englischen Originaltons und mit englischen Untertiteln. Als Bonus bietet die Edition neben dem Kinotrailer noch einen detaillierten Audiokommentar des Filmhistorikers Sam Deighan. Die weiteren Filme des Box-Sets sind Mitchell Leisens After Midnight / Captain Carey, U.S.A. (USA 1949) und Lewis Allens Inspektor Goddard (USA 1950), jeweils mit Alan Ladd in der Hauptrolle.