Roadblock

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Eddie Muller


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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Roadblock
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Charles McGraw, Joan Dixon, Lowell Gilmore, Louis Jean Heydt, Milburn Stone

Regie
Harold Daniels
Farbe
s/w
Laufzeit
73 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Warner Bros.

Eines Nachts wird ein Passant vor der Einfahrt des Cincinnati Hotels (Peter Brocco) zufällig zum Zeugen eines Schusswechsels, bei dem ein Unbekannter (Louis Jean Heydt) vom Versicherungsagenten Joe Peters (Charles McGraw) hinterrücks erschossen wird. Joe Peters nimmt den Zeugen als Geisel - er zwingt ihn, in einen Wagen einzusteigen und lässt ihn fahren. Der Fremde hat Angst und schwört, Joe Peters nicht zu verpfeifen, wenn er ihn am Leben lasse. Doch jener scheint daran wenig Interesse zu haben, bis der vermeintlich harmlose Zeuge ihm offenbart, dass er selbst vor der Polizei auf der Flucht sei, nachdem er bei einem Bankraub 100.000 US-Dollar erbeutet habe. Er sei bereit  mit Peters zu teilen und ihn zu dem Versteck zu führen, wo das Geld zu finden sei. Der Killer Peters willigt ein und warnt den Unbekannten zugleich, dass im Fall eines Tricks er mit eine Kugel in der Stirn enden werde. Die beiden fahren zu einem Friedhof und betreten eine Gruft, angeblich die des Onkels des Bankräubers, der nun eine Steinplatte aus dem Fußboden löst, darunter eine Geldkassette und obenauf eine Pistole zum Vorschein kommen. Doch der Versuch Joe Peters zu erschießen, schlägt fehl, der Bankräuber wird von jenem niedergeschlagen. Genau in diesem Augenblick kommt der vermeintlich von Joe Peters Ermordete zur Tür herein, den Peters nun als seinen Partner Harry Miller vorstellt. Die beiden hatten im Auftrag ihrer Versicherung in Los Angeles diese Falle ausgeheckt und damit sowohl das Geld als auch den Dieb gefasst…

 

“You're a nice guy, Honest Joe, but you're not in the right league. I'm aiming for the World Series.” Sowohl Steve Fisher (I Wake Up Screaming / Hot Spot, USA 1941) als auch Daniel Manwaring aka Geoffrey Homes (Goldenes Gift, USA 1947) hatten sich im Film Noir der 40er Jahre durch ihre Vorlagen oder auch Drehbücher ausgezeichnet. Im Jahr 1949 hatte der Schauspieler Charles McGraw (Rächer der Unterwelt / Die Killer, USA 1946) für RKO Radio Pictures, das Filmstudio, dem er zuvor bereits enttäuscht den Rücken zugekehrt hatte, in dem Film Noir The Threat (USA 1949) mitgewirkt. Der auf Filmplakaten und im Abspann an dritter Stelle Genannte überzeugte nach seiner Vorstellung als ruchloser Gangster die Kritiker und das Publikum dergestalt, dass RKO ihm nun einen neuen Vertrag anbot und ihn für Hauptrollen verpflichtete. Aber die erste der drei Produktionen, die daraus entsprang, nämlich der Film Noir Armored Car Robbery (USA 1950), war eine der für RKO jener Jahre typischen B-Produktionen mit kompetenten Darstellern und einem faden Drehbuch nach Schema F. Charles McGraw verkörpert hier den braven Police Lieutenant Jim Cordell, demgegenüber die wirklich guten Rollen an Adele Jergens und William Talman gingen, die zusammen eine erhitzte Chemie zeigten. In Roadblock wiederholt sich das, denn McGraw ist ein Versicherungsdetektiv, im Grunde von biederer, konservativer Gesinnung, der eingangs den eiskalten Killer, der ihm so gut zu Gesicht steht, auch im Film bloß mimt. Der Zuschauer wird damit ebenso wie Peter Brocco hinters Licht geführt. Joe Peters‘ Verführung durch eine Femme fatale (Joan Dixon), die Roadblock ins Fahrwasser von Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) und Jacques Tourneurs Goldenes Gift (USA 1947) bringt, glückt nur teilweise. Charles McGraw ist kein Burt Lancaster, kein Robert Mitchum und kein John Garfield - sein Start in die Liebesaffäre wirkt holprig.

 

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© Warner Bros.

“There was nothing special about Roadblock, a typical low-budget film noir (…) done in such a flat manner, that it was hard to care”, schreibt Dennis Schwartz für Ozu’s World Movie Reviews, und es stimmt leider. Der Versuch, Charles McGraw als einen wandlungsfähigen Schauspieler für komplexere Rollen zu etablieren, scheitert vor allem am Skript, denn jene Figur des “Honest Joe” Peters ist nicht komplex sondern an der Grenze zur Banalität durchschnittlich. Joan Dixon spielt die eisgekühlte Femme fatale Diane so halbwegs überzeugend, doch wird schnell klar, dass auch ihr Spiel sich letztendlich auf wenige Akkorde begrenzt. Für mich lag die große Enttäuschung darin, dass auch Kameramann Nicholas Musuraca (The Hitch-Hiker, USA 1953), einer der wirklich stilbildenden Leute der Ästhetik des Film-Noir-Kinos, kaum Einfluss auf die visuelle Gestaltung von Roadblock hatte. Hier wirkt die Form so hausbacken routiniert wie die Geschichte selbst. Charles McGraw sollte in Um Haaresbreite (USA 1952) noch einmal Gelegenheit erhalten, zur Bestform aufzulaufen, bevor er in weiteren 25 Jahren in Film und Fernsehen in Nebenrollen mehr oder minder ein Schattendasein fristete. Joan Dixon hatte ihre letzte Rolle bereits 1958; Lowell Gilmore und Louis Jean Heydt verstarben beide im Jahr 1960, der eine 53 und der Andere 56 Jahre alt.  Roadblock bleibt trotz Wiederaufführung auf dem renommierten Filmfestival NOIR CITY im Januar 2018 bloß eine Fußnote in der Historie des Film Noirs.

 

Bild- und tontechnisch erstklassige DVD-R (2014) der Warner Archive Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die englische Tonspur ohne Untertitel, das Ganze wie immer in solcher Reihe auch ohne Extras.

 


Film Noir | 1951 | USA | Harold Daniels | Daniel Mainwaring | Steve Fisher | Nicholas Musuraca | Charles McGraw | Milburn Stone | Peter Brocco

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