Woman On Pier 13, The / I Married A Communist

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Bewertung
***
Originaltitel
The Woman On Pier 13 / I Married A Communist
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1949
Darsteller

Laraine Day, Robert Ryan, John Agar, Thomas Gomez, Janis Carter

Regie
Robert Stevenson
Farbe
s/w
Laufzeit
73 min
Bildformat
Vollbild

 


 

The Woman On Pier 13-Poster-web1.jpgThe Woman On Pier 13-Poster-web2.jpgThe Woman On Pier 13-Poster-web3.jpg

© Warner Bros.

In einem Luxus-Ressort an der malerischen Küste Nord-Kaliforniens verbringen Bradley Collins (Robert Ryan) und seine Ehefrau Nan (Laraine Day) ihre Flitterwochen. Der Vizepräsident der Reederei J. Francis Cornwalls (Harry Cheshire) in San Francisco und die hübsche Innenarchitektin haben sich so schnell ineinander verliebt, wie sie heirateten. Sie kennen sich kaum und wissen folglich wenig übereinander. So ist es für Nan eine ebenso große Überraschung wie für Bradley, als sie abends in der Bar der populären Fotografin Christine Norman (Janis Carter) gegenüber sitzen, zufälligerweise eine Jugendliebe Bradleys in deren gemeinsamen Tagen in Jersey City. Christine präsentiert sich den frisch Vermählten gegenüber als spitzzüngige Giftschlange und lässt sie wissen, dass ihr Mode-Magazin aktuell in San Francisco ein Redaktionsbüro eröffnet habe und sie ab sofort selbst dort leben und arbeiten werde… In ihrer Wohnung in San Francisco geht Christine Norman mit J.T. Arnold (Paul E. Burns) eine Personalakte über Nan Collins, geborene Ann Lowry, durch und verschafft sich Einsicht in die aktuellen Lebensverhältnisse der Ehefrau ihres ex-Geliebten Bradley. So erfährt sie nicht nur, dass Nan seit 4 Jahren in San Francisco lebt, sondern dass auch Nans Bruder Don Lowry (John Agar) vor Ort ist. Kurzerhand ruft Christine Norman im Haus der Collins‘ an und erkundigt sich bei Don, der das Gespräch entgegennimmt, unter dem Vorwand ein Geschenk abliefern zu wollen, ob das Paar aus den Flitterwochen zurückgekehrt sei…

 

“You always knew what you wanted, always went after it and always got it.“ Es ist immerhin eine angenehme Überraschung, wenn ein Film die an ihn gestellten Erwartungen übertrifft. The Woman On Pier 13 / I Married a Communist habe ich lange vermieden zu sehen, da ich wusste, dass es sich um anti-kommunistische Propaganda handelt, die der 1948 neue Inhaber der RKO Radio Pictures, der erzkonservative Milliardär Howard Hughes, seinen Filmschaffenden in die Feder diktierte. Tatsächlich ist die Erzählung selbst ein Mumpitz, deren logische Brüche in den Handlungsweisen zentraler Figuren, hauptsächlich Bradley Collins und Christine Norman, angelegt sind. Bradley Collins zum Beispiel verschweigt seine lange zurückliegende Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei sogar seiner Frau. Warum? In Zeiten der heraufdämmernden McCarthy-Ära war er natürlich stigmatisiert. Bis dahin galt eine regimekritische Haltung, die eine solche Mitgliedschaft zum Ausdruck brachte, längst nicht als verwerflich. Erst der beginnende Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion veränderte die Wertung des Kommunismus‘ seitens der US-Regierung und ihrer Geheimdienste. Collins bringt sich, seine Ehefrau und seinen Schwager in ernste Gefahr, indessen uns die Erpressung durch den Kommunistenführer Vanning (Thomas Gomez) als ein extrem dünnes Süppchen vorkommen muss. Janis Carter ist als Christine eine solide Femme fatale, als überzeugte Kommunistin in einer leitenden Funktion jedoch eine Nullnummer. Ebenso absurd: Vanning hat absolute Macht über sie und liest ihre emotionale Befindlichkeit wie ein offenes Buch. So als könne er durch Wände gehen, steht er in ihrem Apartment mehrmals mitten im Raum und informiert Christine Norman über seine genaue Kenntnis ihres Gefühlslebens und die daraus resultierenden Konsequenzen für ihre Arbeit in der Partei.

 

The Woman On Pier 13-lc-web1.jpgThe Woman On Pier 13-lc-web2.jpgThe Woman On Pier 13-lc-web3.jpg

© Warner Bros.

Was ist gut an einem solchen Film, der zwar seine Hauptfigur, den leitenden Angestellten Bradley Collins, unter Druck setzt und schließlich existenziell bedroht, ansonsten aber Schema F folgt? Es sind zwei Dinge, die ihn aus dem Einerlei der Thriller jener Jahre emporheben. Zum ersten beglückt Kameramann Nicholas Musuraca, einem John Alton ebenbürtig, den Film-Noir-Connaisseur mit grandiosen nächtlichen Szenarien in den Hafenanlagen San Franciscos. Zum zweiten sind Robert Ryan und Thomas Gomez exzellente Schauspieler und verkörpern zwei Kontrahenten, deren Auseinandersetzung in ihrer sukzessiven Eskalation dem Film jene Schärfe und jene zugespitzte Dramatik verleiht, deren er bedarf. The Woman On Pier 13 / I Married a Communist ist ein Werk, dem seine antikommunistische, propagandistische Botschaft wie ein Etikett von außen aufgeklebt ist. Vanning könnte jeder Art von krimineller Organisation vorstehen; seine Figur ist nur per Dekret mit der kommunistischen Partei verknüpft. Für die Filmhandlung ließe sich der Kontext komplett durch einen anderen ersetzen, der Film funktionierte (mehr oder minder) auf die gleiche Weise. Robert Stevensons Film Noir ist zu guter Letzt nur Mittelmaß und zwar durch und durch, das lässt sich nicht schönreden. Für Komplettisten des Filmstils bietet er aus den genannten Gründen aber weniger Grund sich zu ärgern, als ich es zuvor geargwöhnt hatte

 

In Italien gibt es via Golem Video unterm Titel Lo schiova della violenza eine sehr gute DVD-Edition (2013), die den Film ungekürzt im Originalformat und ungekürzt mit der original englischen Tonspur und optional einer italienischen Synchronisation bietet, das Ganze ohne jegliche Extras.

 


Film Noir | 1949 | USA | Robert Stevenson | Nicholas Musuraca | Charles Cane | Harry Cheshire | James Nolan | John Agar | Paul E. Burns | Richard Rober | Robert Ryan | Thomas Gomez | William Talman | Iris Adrian | Janis Carter

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