Schmutziger Lorbeer

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
The Harder They Fall
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller

Humphrey Bogart, Rod Steiger, Jan Sterling, Mike Lane, Jersey Joe Walcott

Regie
Mark Robson
Farbe
s/w
Laufzeit
104 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Columbia Pictures Corporation
 
Der Hafen von New York: Per Schiff erreicht der argentinische Amateurboxer Toro Moreno (Mike Lane) mit seinem Manager Luís Agrandi (Carlos Montalbán) die US-amerikanische Metropole und geht an Land. Hier erwarten ihn die Angestellten des Boxmanagers Nick Benko (Rod Steiger), der den zwei Meter großen Mann aus Südamerika hat kommen lassen. Zu einem Treffen in einem Trainingscenter in downtown Manhattan ist auch der ehemalige Sportreporter Eddie Willis (Humphrey Bogart) bestellt, von dem Nick hofft, dass er seinen neuen Herausforderer in der Schwergewichtsklasse als  kommenden Star der Boxwelt aufbauen wird. Eddie ist in die Jahre gekommen und hat seit dem Bankrott seiner Zeitung keine guten Zeiten als Journalist mehr erlebt. Doch als Toro Moreno mit dem Trainer George (Jersey Joe Walcott) eine erste Proberunde im Ring vorführen soll, stellt sich für alle Beteiligten heraus, dass er nicht kämpfen kann und weder über Erfahrung noch über Talent verfügt. Eddie Willis zeigt kein Interesse, in der Funktion eines Promotors hier mitzuwirken und will gehen, doch Nick beschwört ihn und schließlich gibt das Geld den Ausschlag. Eddie willigt ein und schlägt Nick vor, es mit Moreno in Kalifornien zu versuchen, wo man mehr Interesse an Showkämpfen als am seriösen Boxen zeige. Nick gefällt die Idee und lässt für den nächsten Tag Flugtickets nach Los Angeles reservieren. Doch als Eddie sich abends mit seiner Frau Beth (Jan Sterling) in einem Restaurant trifft, kommen Nicks Schergen Max (Herbie Faye) und Frank (Val Avery), um Eddie abzuholen, denn Benko hat es plötzlich eilig…
 
Der Regisseur Mark Robson (Zwischen Frauen und Seilen, USA 1949) hält dem US-amerikanischen Kapitalismus in einer besonders übel riechenden Ausprägung den Spiegel vor und er macht seine Sache gut. Die McCarthy-Ära war vorüber, der erzreaktionäre Senator hatte ausgespielt, und mit dem Jahr 1955 zeichnete sich auch in Filmproduktionen aus Hollywood langsam eine Trendwende ab. Neben Werken wie Stanley Kubricks Der Tiger von New York (1955) und Robert Aldrichs Rattennest (USA 1955) darf Schmutziger Lorbeer zu den frühen Signalen einer solchen Aufbruchsstimmung gerechnet werden. Wie einst bei Jules Dassin (Stadt ohne Maske / Die nackte Stadt, USA 1948) ist die Großstadt selbst Bühne des Filmgeschehens, darauf sich allerlei dubiose Charaktere tummeln – Geschäftemacher, die ihre Mitarbeiter verachten, schinden und ausbeuten, Menschen ohne jegliche Prinzipien, die noch aus dem Tod eines Sportlers gnadenlos ihren Profit schlagen. Nick Bento in der Darstellung durch einen hoch energetischen Rod Steiger ist ein Monstrum in Menschengestalt; seine Geschäftspartner am Rande des Gesichtsfeldes, etwa Edward Andrews als Jim Weyerhause, sind es nicht minder. Der Sportpromotor Eddie Willis muss entscheiden, wie weit er für den Mammon zu gehen bereit ist. Alle Kämpfe sind abgesprochen, der Boxsport selbst fußt einzig auf Lug und Betrug, d.h. viele verlieren, mancher geht zugrunde und nur einige wenige teilen die Gewinne zuletzt unter sich auf. Wer daran teilhaben will, das süße Leben mit den Huren und dem Champagner zu genießen weiß, muss vor allem bereit sein zu schweigen.
 
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© Columbia Pictures Corporation
 
Schmutziger Lorbeer ist ein Film Noir, der auf Elemente der klassischen Ära zurückgreift, stilistisch und thematisch, der aber zugleich die herauf dämmernden Sechziger einleitet, darin der Film Noir, seit den Frühfünfzigern durch Zensur aller Art bis zur Belanglosigkeit zurecht gestutzt, erst einmal ausgespielt hatte. Solche Sonderstellung unterstreicht noch die Tatsache, dass es der letzte Spielfilm mit Humphrey Bogart wurde, der im Alter von 57 Jahren im Januar 1957 an Lungenkrebs starb. Als Ikone des Film Noirs spielt er noch einmal auf und beherrscht den Film als dessen zentrale Figur. Leider ist seine Chemie mit Jan Sterling nicht sehr ausgeprägt, ihre Szenen als Paar sind ziemlich „steif“, er immerhin 24 Jahre älter als sie. Dafür würzt Rod Steiger mit einem ungemein dynamischen Auftritte den Film gehörig, und auch der Rest des Ensembles weiß zu überzeugen. Robson hatte 1949 mit Kirk Douglas in der Hauptrolle den Film Noir Zwischen Frauen und Seilen gedreht, der im Boxsport angesiedelt war, d.h. mit Gewalt und Willenskraft an die Spitze, wo einer entweder nicht mehr er selbst ist oder wo er nie ankommt, weil ihn andere vorher ausbooten. Ein Jahr nach Stanley Kubricks Der Tiger von New York (USA 1955), dessen Choreographie des Boxkampfes auch Mark Robson offensichtlich stilistisch inspirierte, setzt Schmutziger Lorbeer einen Schlusspunkt unter diese Tradition des Film Noirs, der den Themenkreis stets ernüchternd und oftmals tragisch darzustellen wusste. Trotz der etwas pathetischen Schlussszene, ist dies alles andere als ein fröhlicher Film und im Finale überraschend brutal. Sehenswert!
 
Exzellente DVD-Edition von Columbia Tristar Home Entertainment (2003) mit fünf Tonspuren, darunter English und Deutsch, mehr Untertiteln, als man zu zählen bereit ist, dem ungekürzten Film im Originalformat (1.85:1 ist tatsächlich richtig und nicht 1.33:1) und dazu den Kinotrailer als Extra.
 

Film Noir | 1956 | USA | Mark Robson | Burnett Guffey | Edward Andrews | Felice Orlandi | Harold J. Stone | Humphrey Bogart | Mort Mills | Rod Steiger | Val Avery | Jan Sterling

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