Lost Highway

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Lost Highway
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA/USA
Erscheinungsjahr
1997
Darsteller

Bill Pullman, Patricia Arquette, Robert Blake, Balthazar Getty, Richard Pryor

Regie
David Lynch
Farbe
Farbe
Laufzeit
129 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Fred Madison (Bill Pullman) sitzt tagsüber im Bademantel Zuhause und raucht eine Zigarette. An der Haustür klingelt es. Fred betätigt die Sprechanlage und eine Stimme sagt: „Dick Laurent is dead“. Als er aus dem Fenster blickt, ist weit und breit niemand zu sehen. Am Abend hat der Tenorsaxophonist mit seiner Band in der Luna Lounge ein Konzert. Doch seine Frau Renée (Patricia Arquette) will nicht mitkommen. Nach dem Auftritt ruft er sie an, aber niemand nimmt ab. Fred ist nervös und offenbar eifersüchtig. Als er Zuhause ankommt, liegt Renée schlafend im Bett. Am nächsten Morgen findet sie auf der Treppe zur Haustür eine Videokassette. Als die beiden sie einlegen, sehen sie ihr eigenes Haus. Am kommenden Tag finden sich auf einem zweiten Video Aufnahmen von ihnen im Inneren des Hauses - sie selbst in ihrem Schlafzimmer. Sie verständigen die Polizei und gehen mit zwei Beamten durch und um das Haus, um nach Einbruchsspuren zu suchen, finden aber nichts. Fred wird immer nervöser. Ein Versuch mit seiner Frau zu schafen, misslingt ihm und sie tröstet ihn für sein Unvermögen. Auf der Party von Renées Bekanntem Andy (Michael Massee) trifft Fred an der Bar einen Unbekannten (Robert Blake), der behauptet ihn zu kennen und just in diesem Augenblick auch in Freds und Renées Haus persönlich anwesend zu sein…
 
Von vornherein ein Mann fürs Dunkle und Bizarre im Kino, einer auf den Spuren Hitchcocks und des Film Noirs, erreichte David Lynch mit Blue Velvet (USA 1986) und Wild At Heart - Die Geschichte von Sailor und Lula  (USA 1990) ein Mainstreampublikum. Die von ihm konzipierte und zu Teilen geschriebene TV-Serie Twin Peaks (USA 1990/91) brachte dem US-Fernsehen einen Paradigmenwechsel. Die ersten zwei Drittel dürften bis heute zu den cleversten und abgründigsten Fernsehproduktionen überhaupt zählen. Der missglückte zweite Teil der zweiten Staffel (durch großteils andere Autoren und Regisseure) und der Versuch eines Prequels im Kino als Twin Peaks – Der Film: Die letzten 7 Tage im Leben der Laura Palmer (USA/FRA 1992), bei der Kritik und beim Publikum ein Riesenflop, katapultierten David Lynch flugs ins Abseits. Fünf Jahre ließ er sich Zeit, bevor er sich mit dem Neo Noir Lost Highway zurück meldete. Zwischen September 1995 und Februar 1996 gedreht, feierte die französisch-amerikanische Koproduktion Lost Highway am 15. Januar 1997 ihre Premiere in Frankreich. Doch das war und ist kein Film für jedermann.
 
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© Concorde Home Entertainment GmbH

 
David Lynch lief mit Lost Highway zu alter Form auf – zur Form vor der Liaison mit dem Hollywoodkino der A-Produktionen. Doch auch Twin Peaks hat viele Spuren hinterlassen, ästhetisch und stilistisch, so dass der Film handwerklich reifer und in der Bildsprache subtiler ausfällt. Die Fremdheit des Charakters Fred Madison in sich selbst und zu allen Konstrukten äußeren Lebens, dieser Ausbruch eines unkontrollierbaren Bestands des Unbewussten ins Alltägliche der Raum- und Zeitmuster, daraus Wirklichkeit sich zusammensetzt, ist nicht nur ein Themenkreis des klasssischen Film Noirs. Er ist zentral in fast allen Filmen David Lynchs, der mit seinem Schaffen ein visuelles Erleben solcher Geschehnisse jenseits rationaler Kategorien schaffen möchte. So wehrt Lynch sich selbst nicht gegen Versuche der Interpretation von Lost Highway, stellt aber deren Beschränktheit in Aussicht: „Ich will nicht zu viele Worte darüber verlieren – wenn man nicht gerade ein Dichter ist, werden die Dinge oft kleiner, wenn man über sie spricht.“ Darsteller Bill Pullman (Die letzte Verführung, USA 1994) überzeugt und die optische Gestaltung ist brillant. Wie oft bei David Lynch stört jedoch die Anbiederung an den Zeitgeist durch eine aufdringliche musikalische Begleitung, die dem Gehalt des Films in keiner Weise förderlich ist – von David Bowie über Rammstein bis zu This Mortal Coil ist solcher Pop-Appeal überflüssig und provoziert ein bedauerliches Minus. Lost Highway war der letzte Film des Schauspielers Jack Nance, der seit seiner Hauptrolle in Eraserhead (USA 1977) in fast allen Produktionen Lynchs zu sehen war. Jack Nance verstarb im Dezember 1996 nach einer Auseinandersetzung mit zwei "Rowdys" an inneren Verletzungen.
 
Die erstklassige DVD von Concorde Home Entertainment bringt den Film ungekürzt und im Originalformat 1:85:1 mit englischer und deutscher Tonspur, dazu optional deutsche Untertitel und eine sehr ansprechende Menüführung. Als Extras gibt es den originalen Kinotrailer und ein überraschend seichtes Fernsehinterview mit Regisseur David Lynch aus der Zeit nach Erstaufführung des Films. Lost Highway gibt es von Concorde seit Mai 2011 auch als Blu-ray.
 

 
Neo Noir | 1997 | USA | David Lynch | Bill Pullman | Giovanni Ribisi | Jack Nance | Robert Loggia | Patricia Arquette

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