Superfly

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Bewertung
****
Originaltitel
Super Fly
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1972
Darsteller

Ron O’Neal, Carl Lee, Sheila Frazer, Julius Harris, Charles McGregor

Regie
Gordon Parks jr.
Farbe
Farbe
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Warner Bros.

New York im Winter: Zwei dunkelhäutige Junkies (Make Bray, James G. Richardson) treffen sich auf der Straße. Gemeinsam gehen sie zu einem in einer herunter gekommenen Gegend befindlichen Hauseingang. Unterwegs betteln sie Passanten an und einer von ihnen hat eine Brechstange in der Hand, schließlich verstecken sie sich im Hausflur… Der Kokain-Dealer Priest (Ron O’Neal) liegt mit seiner weißen Geliebten Cynthia (Polly Niles) nackt im Bett und greift sich ein Döschen Kokain, aus dem er mit dem Kreuz seiner Halskette jeweils eine Prise in jedes seiner Nasenlöcher befördert. Dann zieht er sich an und verlässt Cynthias Wohnung, steigt auf der befahrenen Straße in seinen Cadillac Eldorado mit einem Rolls-Royce-Kühlergrill und macht sich auf den Weg zur Übergabe einer Drogenlieferung. Als er dort ankommt, wird er im Hausflur von den Junkies überfallen, einer von ihnen stiehlt seine Brieftasche. Aber Priest überwältigt den anderen und die Verfolgung beginnt. Sie führt über Hinterhöfe und Drahtzäune, bis der durchtrainierte Verfolger den Junkie schließlich in einer Wohnung stellen kann und ihm seine Brieftasche wieder abknöpft… Kurz darauf empfängt Priest in seinem Apartment einen seiner Dealer (Nate Adams), der einen als “Fat“Freddie (George McGregor) bekannten Straßenhändler im Schlepp hat. Freddie ist mit einer Zahlung an Priest im Rückstand, angeblich ist seine Frau (Yvonne Delaine) schuld daran. Aber Priest wird ungeduldig und setzt Freddie für die Begleichung seiner Schuld ein Ultimatum….

 

“Super Fly was (…) a typical film noir on a classic theme; the hood must make one last score before he quits business”, heißt es bei Seperate Cinema in dem Artikel Blaxploitation - The Controversial 70’s und das trifft es. Es macht Superfly auch zu einem Klassiker des Neo Noirs der frühen 70er Jahre und zu einem der besten Filme jenes von 1971 bis 1976 reichenden Zeitalter, das in der Filmgeschichte als “Blaxploitation“ zusammegefasst wird und die Emanzipation afroamerikanischer Autoren, Regisseure und Schauspieler von dem bis dahin fast vollends von Weißen dominierten US-Kino “Made in Hollywood“ kennzeichnet. Noch heute empfiehlt sich das Debüt von Gordon Parks jr. durch ein pfiffiges Drehbuch und mehrere kompetente Akteure, - Ron O’Neal, Sheila Frazier, Julius Harris -  obgleich diese außerhalb des Genres und des US-Fernsehens unbekannt blieben. Die Dramaturgie setzt einen temporeichen Startpunkt und lässt den Zuschauer im Folgenden nicht mehr los. Wie so viele der unter “Blaxploitation“ subsumierten Werke ist Superfly ein B-Film und das sieht man ihm von der ersten Einstellung an. Das gilt zugleich für Film Noirs ab Mitte der 40er Jahre - von Edgar G. Ulmers Detour (USA 1945) über John Reinhardts Open Secret (USA 1948) bis zu Fletcher Markles Jigsaw / Gun Moll (USA 1949). Der längst zu Kultstatus gelangte Superfly wurde von zwei Zahnärzten und von Gordon Parks finanziert, Vater des mit “Junior“ versehenen Gordons und selbst Regisseur des Erfolgsfilms Shaft (USA 1971). Priests Cadillac Eldorado gehörte einem Mann mit den Initialen K.C., der in Superfly als Gegenleistung für seine Leihgabe in der Nebenrolle eines Zuhälters auftreten durfte.

 

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© Warner Bros.

“You're gonna give all this up? 8-Track Stereo, color T.V. in every room, and can snort a half a piece of dope everyday? That's the American Dream, nigga! Well, ain't it?” In der Wahrnehmung des Kinopublikums liegt die Blaxploitation-Serie bis heute in der Schublade Action, Sex und coole Sprüche. Das gilt für einen Teil der Werke, aber längst nicht für alle. Superfly bietet trotz einiger latent trashiger Aspekte, die im geringen Budget begründet liegen, manche Charaktere, die nicht weit vom französischen Film Noir der 60er und 70er Jahre entfernt liegen. Von Anbeginn ist der mit den Songs von Curtis Mayfield durchsetzte Film auch als sozialkritischer Kommentar auf das Leben der schwarzen US-Bevölkerung im urbanen Kosmos der Metropolen zu verstehen. Priests Weg aus dem Leben als Gangster wird von der New Yorker Polizei und vom Drogenkartell mit ihren weißhäutigen Alphatieren als Leitwölfen nur als ein solcher im Sarg gesehen. Die Ambivalenz in der Darstellung freizügiger Sexualität, Drogenkonsums und eines Lebens außerhalb der Rechtsprechung wurde seinerzeit als kontrovers aufgenommen, ist jedoch eine Stärke des Films, da sie die Korruption und die Bigotterie auf allen Ebenen der Gesellschaft scharf konturiert. Über die Jahrzehnte blieb vor allem die grandiose Musik Curtis Mayfields, der im Film selbst kurz auftritt, im Langzeitgedächtnis der Kulturgeschichte haften. Für Liebhaber des Neo Noirs der 70er Jahre ist der Film jedoch von Interesse, in seiner Art eigenwillig und einzigartig.

 

Sehr gute US-amerikanische DVD-Edition (2004) der Warner Bros. Entertainment Inc. mit dem Film bildtechnisch einwandfrei und ungekürzt im Originalformat, dazu die englische und eine französische Tonspur, optional Untertitel auf Englisch, Französisch und Spanisch, die Dokumentation One Last Deal: A Retrospective und ein Interview mit Curtis Mayfield (Audio-Datei) als Extras. Die englische DVD (2006) von Warner Bros. bietet die englische Tonspur und englische Untertitel, beinhaltet den Film aber im falschen Bildformat (4:3 Vollbild) und ohne jegliche Extras. Vom Kauf dieser Ausgabe ist daher abzuraten.

 


Neo Noir | 1972 | USA | Gordon Parks jr. | Alex Stevens | Julius Harris | Ron O'Neal

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