Barton Fink

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Bewertung
****
Originaltitel
Barton Fink
Kategorie
Neo Noir
Land
USA/UK
Erscheinungsjahr
1991
Darsteller

John Turturro, John Goodman, Judy Davis, Michael Lerner, John Mahoney

Regie
Joel Coen
Farbe
Farbe
Laufzeit
114 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Bild Barton Fink-Poster-web3.jpg
© Universal Pictures
 
New York im Jahr 1941: Sein erstes Theaterstück Bare Ruined Choirs gerät dem jungen Auroren Barton Fink (John Turturro) am Broadway zu einem Überraschungserfolg. Direkt nach der Premiere trifft er im edlen Restaurant an dem für ihn reservierten Tisch nicht nur den Theaterproduzenten Derek (I.M. Hobson) sondern auch Poppy Carnahan (Meagan Fay) und Richard St. Claire (Lance Davis), schöngeistige Zaungäste des Kulturbetriebs, wie Barton Fink sie verabscheut. Mit seinem Agenten Garland Stanford (David Warrilow) bespricht Barton, wie er nun mit dem Erfolg umgehen solle. Der rät dem sozialkritischen Idealisten, geradewegs nach Hollywood zu gehen und mit dem Filmstudio Capitol Pictures einen Autorenvertrag zu unterzeichnen, so wie es Stanford vom Filmmogul Jack Lipnick (Michael Lerner) für Barton heute angeboten wurde. Doch Barton Fink zögert, er wittert einen Verrat seiner Ideale, schließlich aber lässt er sich darauf ein… So trifft der New Yorker Dramatiker kurze Zeit später im Hotel Earle, Los Angeles, ein, das er sich als schlichte, rudimentäre Behausung vorgestellt hatte und das bloß heruntergekommen ist. Der bizarre Portier, der ihn als ständigen Gast registriert, heißt Chet (Steve Buscemi) und ist für Fink bereits eine Begegnung der dritten Art. In seinem Zimmer im sechsten Stock ist es heiß, doch die Fenster lassen sich nicht öffnen und das Fedebett quietscht und Moskitos warten auf ihre nächste Mahlzeit. Und noch mehr Überraschungen lauern im Hotel Earle und in Los Angeles…
 
“Though it defies genre, it seems to work best as a tart self-portrait, a screwball film noir that expresses the Coens' own alienation from Hollywood”, schrieb Rita Kempley zur Premiere im August 1991 für The Washington Post. Der Film Noir in Barton Fink wird erst in der zweiten Hälfte des Films so richtig sichtbar, wenn dessen überraschende Wendungen den Antihelden der Erzählung stark in Bedrängnis bringen. Bereits im klassischen Film Noir gab es Werke, die sich explizit mit dem Leben von und für die Filmstudios in Hollywood befassten. In Nicholas Rays Ein einsamer Ort (USA 1950) und in Billy Wilders Boulevard der Dämmerung (USA 1951) mimten jeweils Humphrey Bogart und William Holden Drehbuchautoren, deren Nöte mehr oder minder direkt mit der Traumfabrik in Beziehung standen. Doch erst in Robert Aldrich Hollywood-Story (USA 1955), darin Jack Palance einen im Verlauf seiner Karriere von der sukzessiven Desillusionierung zerfressenen Schauspieler verkörperte, zeigte das System selbst mit der Figur des übermächtigen Filmproduzenten Stanley Hoff (Rod Steiger) seine Fratze der Machtbesessenheit und Habgier. Neben diesen Einflüssen hat die Geschichte des in den 30er Jahren schnell zur Popularität augestiegenen Dramatikers Clifford Odets (Dein Schicksal in meiner Hand, USA 1957) die Gebrüder Coen inspiriert, insofern Odets anfangs als Mitglied der kommunistischen Partei dezidiert sozialkritisch und idealistisch war, andererseits schon 1936 den Weg nach Hollywood einschlug. John Turturros Barton Fink war wie Clifford Odets der Spross einer jüdischen Familie an der US-amerikanischen Ostküste und Turturro bemüht sich im Film auch um einige Ähnlichkeit mit seinem Vorbild.
 
“Sometimes it gets so hot I want to crawl right out of my skin.” Für mich ist Barton Fink keine Komödie, bestenfalls eine rabenschwarze, viel eher jedoch ein zutiefst satirisches Drama. Fast alle Situationen, in die Fink hineinstolpert und deren Entwicklung er so sehr beeinflusst, enden tragisch und reizen trotz der überzeichneten Charaktere in der Traumfabrik nicht per se zum Lachen. Ist die Bitterkeit auf der Höhe seines Erfolgs in New York noch eine gewissermaßen theoretische, die in der Antizpation des Kommenden das Scheitern vorausahnt, so ist der Furor jener Wirklichkeit des Westens gegen alles, was ihm selbst wertvoll scheint, schon jene innere Vorhölle, die der scheinbare Versicherungsagent Charlie Meadows zuletzt als Feuersbrunst aus sich heraus lodern lässt: „Look upon me! I’ll show you the life of the mind.“ Es ist das Echo Finks eigener Worte aus einer anderen Zeit, einer solchen geheimer Hoffnungen; zugleich entlassen sie ihn als Betrogenen aus der Gefahr, für einen Mord, den er nicht begangen hat, als der Täter (so gut wie sicher) verurteilt zu werden. Barton Fink ist ein Film, der bis heute Klasse beweist, einer für die Listen von Filmkritikern, die ihm 1991 bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme sowie die Preise für den besten Regisseur (Joel Coen) und den besten Hauptdarsteller (John Turturro) zusprachen. Darüberhinaus sind Roger Deakins’Kameraarbeit, die Darstellungskunst von Judy Davis und auch viele der Dialoge ein Hochgenuss, fehlt mir persönlich bei Filmen der Gebrüder Coen auch meist jener Funke, der meine Begeisterung entzündete. Dennoch ist Barton Fink vorbehaltlos zu empfehlen - ein Film wie definitiv kein zweiter.
 
Sehr gute BD und DVD-Editionen (2011 und 2004) der Universal Pictures Germany GmbH ,mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch gut, je die englische und die deutsche Tonspur, optional deutsche oder englische Untertitel, dazu gechnittene Szenen (inklusive Untertitel) und eine Fotogalerie als Extras.
 

Neo Noir | 1991 | USA | Joel Coen | Ethan Coen | Roger Deakins | John Goodman | John Turturro | Richard Portnow | Steve Buscemi | Tony Shalhoub | Judy Davis

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